Bewegende Familiengeschichte

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a.thousand.lives.by.jess Avatar

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In ihrem Debütroman „Viktor“ erzählt Judith Fanto die Familiengeschichte der Rosenbaums, die auf den wahren Begebenheiten ihrer eigenen Familie beruhen. Es ist ein sehr emotionales Buch, das generationenübergreifend das Leben einer jüdischen Familie im 20. Jahrhundert darstellt. Ihr sehr angenehmer und flüssiger Schreibstil lässt die Seiten nur so dahinfliegen und auch die kurzen Kapitel haben mich sehr zum Weiterlesen animiert.

Wir werden hier abwechselnd an zwei Schauplätze transportiert. Zum einen folgt wir der Studentin Geertje, die in den Niederlanden aufwächst und von klein auf mit ihrer eigenen Identität als Jüdin zu kämpfen hat. Sie möchte gerne eine Verbindung zu ihren Wurzeln aufbauen, doch innerhalb ihrer Familie gibt es viel Tabuthemen und ganz besonders um die Vergangenheit wird geschwiegen. Also macht sie sich selber auf die Suche nach ihren Wurzeln und der Frage, was es eigentlich bedeutet jüdisch zu sein.
Der zweite Schauplatz befindet sich in Wien zu Beginn des ersten Weltkrieges. Hier treffen wir auf den hitzköpfigen Viktor, der als schwarzes Schaf der Familie Rosenbaum bekannt ist. Er ist ständig zu spät, gilt als Frauenheld und die Erwartungen seines Vaters scheint er auch nie zu erfüllen. Doch je weiter die Geschichte voranschreitet, umso mehr bekommt man mit, was für ein herzensguter Mensch Viktor wirklich ist, welche große Rolle er in der Geschichte der Familie Rosenbaum einnimmt und ganz besonders in der von Geertje.

Mir hat das Buch gut gefallen. Der Einstig ist mir trotz Stammbaum etwas schwere gefallen. Es hat ein paar Kapitel gedauert, bis ich die einzelnen Personen und ihre Verwandtschaftsverhältnisse durchschaut hatte. Zu den verschiedenen Protagonisten hatte ich sehr schnell eine Verbindung aufgebaut. Bei manchen mehr, bei anderen weniger aber Viktor ist auf jeden Fall hervorgestochen. Sein Humor und seine Schlagfertigkeit fand ich sehr erfrischend zu lesen und hat mich auch das ein oder andere mal zum Lachen gebracht. Die Geschichte baute sich gemächlich auf, doch von Kapitel zu Kapitel wird es immer spannender. Je besser man die einzelnen Personen kennt, umso entsetzter ist man über die geschilderten Ereignisse.

Judith Fanto hat mit „Viktor“ einen sehr bewegenden und auch spannenden Roman geschaffen, der meiner Meinung nach sehr Lesenswert ist.