Der 13. Stamm

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Die Autorin Judith Banto heißt eigentlich Geertje. Sie weiß, dass sie Jüdin ist, doch ihre Eltern haben nie nach den Richtlinien der gläubigen Juden gelebt. Sie sind nichtjüdische Juden, gehören dem sogenannten 13. Stamm an. Einer scheint jedoch ein ständiger Begleiter ihrer Familie zu sein, damals und auch heute noch: der Komponist Gustav Mahler. Nach den Ereignissen seines Lebens datiert Geertjes Familie ihre eigenen.
Die erwachsene Geertje will mehr über ihre Vorfahren wissen, vor allem um den legendären Viktor, der ein Lebemann und Lebenskünstler gewesen zu sein scheint. Sie beginnt nachzuforschen. Warum sind Wörter wie Transport, Gas, Selektion in den Unterhaltungen der Familie verpönt? Warum wird so verhalten über diesen Viktor gesprochen? Und nicht zuletzt: Wer ist Geertje selbst, im Herzen und biologisch? Sie wird zur gläubigen Jüdin, nennt sich Judith und stößt auf überraschende Ergebnisse.
Abwechselnd wird in der Ich-Form (die eigenen Erlebnisse) und in der 3. Person erzählt, wenn es sich um das Geschehen zur NS-Zeit handelt. Es geht um Fragen zum Leben und zum Miteinander, um Generationsübergreifendes und um Verantwortlichkeit. Auch philosophische Betrachtungen mischen sich in den Roman.
Trotz des ständigen Wechsels von Gegenwart und Vergangenheit ist es ein Leichtes, beim Lesen mitzuhalten. Dazu verhilft vor allem der Familienstammbaum am Beginn des Buches, aber auch das Glossar an dessen Ende. Mit Spannung und Drive, nie weinerlich werdend, Führt Judith Fanto ihre Leser durch die tragischen Schicksale ihrer gutsituierten Vorfahren, die alles verloren haben, viele auch ihr Leben.
Das Coverbild zeigt eine elegante junge Dame, gekleidet in die elegante Mode der Dreißigerjahre, die dem Autorenfoto sogar ähnlich sieht. Durch ein riesiges V getrennt von ihr die Fassade des Wiener Rathauses, wo während des Nazi-Regimes über das tragische Schicksal der Familie Fanto entschieden wurde.