Eine Familie in zwei Epochen

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craisydaisy Avatar

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In diesem Buch erfährt man in zwei Erzählsträngen, wie das Leben als Jude in Österreich zur Zeit der Machtübernahme war und wie ein Teil der Juden heutzutage leben, inzwischen lebt die Familie in den Niederlanden.
Damals wie heute spielt die klassische Musik eine große Rolle. Gedenktage, wie Geburtstage werden an Daten Gustav Mahlers festgemacht.
Geertje, eine Jurastudentin ist die Protagonistin, die ihren Vornamen im Verlauf der Geschichte in "Judith" ändert. Ihr fällt auf, dass in ihrer Familie die Vergangenheit tot geschwiegen wird. Wenn sie nach verstorbenen Verwandten fragt, bekommt sie zur Antwort: Der lebt nicht mehr! Auch über das schwarze Schaf in der Familie "Viktor" werden nur Andeutungen gemacht. Da sie also nichts über die jüdische Vergangenheit ihrer Familie erfährt, macht sie sich auf die Suche. Sie tritt einer jüdischen Gemeinde bei, liest heimlich in der Stadtbibliothek über Krieg und Judenverfolgung und entdeckt das Familienarchiv auf dem Dachboden der Großeltern. Dabei sieht sie, das Viktor auf keinen Fall so ein Taugenichts war, wie er dargestellt wird, sondern ein hilfbereiter Mann, der sich um die Familie sorgte. Nun erkennt sie, dass sich ihre Verwandten schämen, den Krieg überlebt zu haben, Viktor aber nicht.
Dieses Buch macht nachdenklich, besonders das Ende. Die Familie schleppt eine schwere Last mit sich in die Gegenwart. Das hat Auswirkungen auf die Kinder, die sich dann ihre eigenen Gedanken machen, weil sie ein Gespür dafür haben, dass etwas nicht stimmt.
Das Cover fand ich nicht besonders ansprechend, meine Asoziation war: Viktor und die Frauen. Der Schreibstil ist flüssig und die Spannung wird dadurch gehalten, dass es zwei Erzählstränge gibt, die sich abwechseln. Vor dem Beginn der Geschichte gibt es einen Stammbaum, der bei der Orientierung hilft.
Insgesamt war es eine interessante Geschichte, die sich auf eine andere Weise mit dem Leben von Juden vor dem 2. Weltkrieg bis in die Gegenwart auseinander setzt.