Erzählerisch gestaltete Familienbiografie

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Viktor von Judith Fanto ist eine gediegene Familiengeschichte jüdischer Herkunft. Es gibt zwei Handlungsebenen, einen 1914, der andere ca. 70 Jahre später.
Schon das Cover deutet auf das alte Wien hin und der Vergangenheitsteil des Romans liest sich teilweise wie ein klassischer Roman, was ich sehr angenehm fand.
Viktor, anfangs noch ein Junge, ist eine gute Hauptfigur, äußerst lebhaft und mitfühlend, auch ein Filou.Aber ist auch jemand, der die Verfolgung der Juden genau beobachtet, sich für andere einsetzt und Widerstand wagt.

Der moderne Handlungsteil liest sich anders. Er ist in den Niederlanden angesiedelt. Geertje beginnt über die Vergangenheit der Familie nachzuforschen. Schon jung liest sie in der Bibliothek Bücher über das jüdische Schicksal und befragt ihre Großeltern über Wien, Mahler und Viktor.
Musik ist in der Familie ein wichtiges Thema. Vielleicht hat das Buch daher auch eine gewisse Musikalität und viele Sätze einen besonderen Ton.
Später als Erwachsene nennt Geertje sich Judith und macht sich ernsthaft auf die Suche. Erstaunlich, wie sie sich hineinsteigert, aber es geht um die Suche nach ihrer Identität und das ist ein längerer Prozess.

Judith Fanto hat mit erzählerischen Mitteln ihre Familienbiografie geschrieben. Daher wirkt die Familiengeschichte stärker als wenn es ein biografisches Sachbuch wäre.