Jahreshighlight!

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"Hat dich das als Mensch verändert? Ändert sich die Identität irgendwie, wenn man einen anderen Namen annimmt?" (S. 136)

Wien, 1914. Als Studienabbrecher und Frauenheld in Verruf geraten, hat Viktor mit seiner Begeisterungsfähigkeit und seinem sprunghaften Verhalten keinen guten Stand in seiner Familie. Besonders seinem Vater Anton macht der jüngste Spross zu schaffen, berief sogar ein psychologisches Konsil ein, um ihn zur Vernunft zu bringen. Doch gerade seine Gewitztheit und sein Mut sollen im Zuge der Machtergreifung der Nazis und dem Beginn der Judenverfolgung die entscheidende Rettung seiner Familie sein.

Nimwegen, 1994. Geertje wächst in einer Familie auf, die ihre Vergangenheit verdrängt, sie in Kisten auf dem Speicher versteckt. Sie weiß, dass sie Jüdin ist, doch erhält auf Nachfrage bei ihren Großeltern keine Antworten, denn sie schämen sich nach dem Holocaust noch immer für das Judentum. Kurzerhand beschließt sie, der Geschichte ihrer Familie auf die Spur zu gehen und ihren ganz eigenen Weg zu gehen, sich frei zu machen von alten Ängsten, dem Trauma des Kriegs und den staubigen Fesseln der Vergangenheit.

In ihrem fantastischen Debütroman „Viktor“ erzählt Judith Fanto (aus dem Niederländischen übertragen von Eva Schweikart), basierend auf der wahren Geschichte der Wiener Familie Fanto, dem dreizehnten Stamm; eine Geschichte nach den jüdischen Wurzeln, die von ihren Großeltern und deren Vorfahren tief vergraben wurden, und der jungen Geertje die Offenlegung durch Verleumdung und Angst nicht gerade erleichtert.

Das vorherrschende Thema, das Geertje und Viktor durch die Jahrzehnte hinweg miteinander verbindet, ist die Suche nach der Identität und der Bedeutung von Namen. Was macht unser Name mit uns, wie ändert er unser Auftreten in der Welt, gegenüber anderen Menschen? Wie wichtig ist es, etwas beim Namen nennen zu können, wie notwendig für die Identität, für die Selbstermächtigung?