Spurensuche

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cadoli Avatar

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Kinder haben eine besonderes Gefühl für Stimmungen und Situationen, sie bemerken feinste Zwischentöne und auch Verborgenes.
Judith Fanto beschreibt in ihrem Debütrom ihre Kindheit und ihre Jugendjahre, die von solchen Momenten geprägt war. Über die jüdischen Wurzeln der Familie wurde fast nie gesprochen - doch sie möchte, dass das Schweigen endet.

Nur ihre Großmutter spricht manchmal von der Vergangenheit.
"Ich hatte so große Angst, diesen selten offenherzigen Moment zu verderben, dass ich mich nicht zu rühren wagte."
Geertje oder wie sie sich nach ihrem Übertritt zum Judentum nun nennt Judith deckt allmählich das gehütete Geheimnis ihrer Familie auf.
In diesem stillen und bemerkenswerten Roman wird in zwei Zeitebenen die Geschichte der Familie Rosenbaum erzählt.
In den Erzählungen der Großmutter taucht immer wieder der Name eines Großonkels auf - Viktor, ein geschäftstüchtiger und schlitzohriger Frauenheld mit großem Herzen und heldenhaften Mut.
Mit jeden Kapitel lernt man Viktor besser kennen - zunächst 1914 als Schuljunge im turbulenten Wien
Aus seiner Sicht wird die Geschichte der Familie Rosenbaums bis 1942 erzählt - je intensiver Gertje/Judith nachforscht um so mehr wird Vergangenes sichtbar und bringt ihre Familie dazu das Schweigen zu brechen.
Die Autorin setzt ihrem verstorbenen Onkel nicht nur ein literarisches Denkmal sondern entdeckt auch durch ihre Recherche welch enge Seelenverwandschaft zu ihm besteht.

Fazit:
Ein sehr lesens- und empfehlenswertes Buch voller besonderer Momente, eine feine Sprache, gefühlvollen Schilderungen und einen Einblick in jüdisches Leben
Eine Geschichte, die lange in Erinnerung bleibt.
Ein gelungenes Debüt