Die fabelhafte Welt der Vilma!

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nickis_bücherliebe Avatar

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Eine junge Frau umringt von Blumen, Briefen, einem Flügel und einem Jungen - das Cover gibt den Hauch einer Vorahnung, worum sich der Roman Gudrun Skrettings drehen könnte:
Vilma, 35, ist Klavierlehrerin und etwas sonderbar. Sie ist Ordnungsfanatikerin und lebt seit ihrem 18. Lebensjahr allein im alten Haus ihrer Großtante Ruth. Sie ist nicht in den sozialen Medien und der Umgang mit Menschen fällt ihr eher schwer - sie hat keinen Partner und keine engen Freunde und isst aus Angst vor Radioaktivität Chia-Samen statt Bananen.

Bis sie eines Tages plötzlich mit Briefen ihres verstorbenen Vaters konfrontiert wird, den in ihrer Kindheit und Jugend nie jemand erwähnt hatte. Die Mutter, seit mehr als dreißig Jahren tot, ist in ihren Selbstgesprächen eine Art Fantasiefreundin, der sie sich anvertraut - und die durch die Briefe des Vaters immer mehr Kontur annimmt.

Ich habe eine ganze Weile gebraucht um in die Handlung und die Welt der Protagonistin hineinzufinden, Vilma wirkt alles in allem sympathisch, aber auch etwas überzeichnet. Dann habe ich den Roman allerdings sehr zügig und gern gelesen. Neben Vilma sind auch die anderen Protagonisten etwas überzeichnet, aber sehr sehr sympathisch und liebenswert. Da ist Kollegin Solvi, die im Gegensatz zu Vilma in der Moderne angekommen ist, deren Mann unter Neurodermitis leidet und sich immer gerade die Hände eingecremt hat, wenn er im Haushalt helfen soll.
Der begabte Klavierschhüler Amdi, der spontan nach Gehör die schwersten Stücke spielen kann, nicht aber vom Blatt. Seine Familie empfängt Vilma sehr gastfreundlich.
Robert Karlsen, der Sektionsassistent, der ihren Vater obduziert hatte und unter Tourette leidet. Er wird innerhalb kürzester Zeit zum engen Freund.
Und natürlich der Pfarrer, Ivar Kirkeby, der ganz unbekannte Gefühle in ihr auslöst (allerdings fehle ihr hier, wie sie sagt, die Erfahrungsgrundlage, sie sei erst einmal verliebt gewesen, in Orlando Bloom…).

Inmitten der väterlichen Briefe, die die Liebesgeschichte zu Vilmas Mutter enthalten, entdeckt Vilma selbst die Liebe und nimmt die LeserInnen mit in ihre eigene kleine, sonderbare, aber absolut sympathische Welt. Wer, wie ich, die ersten Seiten etwas zäh findet, wird fürs Durchhalten mit einem warmherzigen Roman belohnt. Wer ,,Die fabelhafte Welt der Amelie“ mochte, wird auch Vilma mögen!