Rührend und urkomisch zugleich

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fredhel Avatar

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In Oslo lebt Vilma Veirod ein recht einsames Dasein als Klavierlehrerin. Ihre Mutter ist früh verstorben, der Vater unbekannt. So wuchs sie bei ihrer strengen Großtante Ruth auf, die ihr auch das große Haus vererbt hat, in dem Vilma nun lebt.
Vilma ist zu einer leicht zwanghaften jungen Frau herangewachsen, die allen Gefahren (dazu gehören auch persönliche Beziehungen), mit Ritualen aus dem Weg geht. Wenn das Leben gar zu unberechenbar erscheint, beginnt sie innerlich rückwärts zu zählen.
Ganz unerwartet erreicht sie ein Bündel Briefe von ihrem verstorbenen Vater, das ihr stückweise die Wahrheit über ihre Eltern und ihre Vergangenheit erklärt. Zeitgleich treten der hochbegabte kleine Amdi und der Tourette geplagte Robert in ihr Leben, das von nun an seine Vorhersehbarkeit verliert. Die Ticks der beiden Erwachsenen sorgen für wunderbare Slapstick-Momente, die Briefe rühren das Herz.
Der Plot ist hochemotional und urkomisch zugleich, doch bleibt er immer glaubhaft. Damit gelingt der Autorin ein unwahrscheinlicher Spagat, und ich möchte bald noch mehr Romane von ihr lesen.
Gelesen habe ich das Buch allerdings nicht, sondern ich hatte die absolut perfekte Hörbuchfassung davon.
Wolfgang Gerber spricht die Rolle des Vaters authentisch im fürsorglich sachlichen Tonfall, und wirkt dabei sehr überzeugend und sympathisch. Felicity Grist allerdings flasht mit ihrer Darbietung. Durch sie spricht Vilma quasi persönlich zum Hörer. Selbst schwierigste Passagen, wie zum Beispiel Roberts Touretteausbrüche, kommen mit Leichtigkeit über ihre Lippen. Bewundernswert. Hörenswert!