Über (eigenes) Leben und (anderer) Tod

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Vilma ist mittleren Alters und vom Tod umgeben, wenn auch nur in ihren Gedanken. Flugzeuge – Ort tausender Tode. Bananen – in Massen verzehrt giftig. Und: „Im Übrigen war eine Vaginalgeburt ebenso riskant wie fünfzehn Fallschirmsprünge“ (S. 15). Entsprechend vorsichtig bewegt sich die liebenswerte Hauptifigur in Gudrun Skrettings Debutroman „Vilma zählt die Liebe rückwärts“ durch Oslo und ihr übersichtliches Leben. Und irgendwie passt es dann auch wie der Deckel auf den Sarg, dass Vilma eines Tages von „Todesboten“ besucht wird, zwei Herren, die ihr kondolieren und sie ins Leichenschauhaus bitten.
Skrettings Roman erzählt von einer Frau, die durch eine besondere Begebenheit angestoßen wird, ihr bisheriges Leben noch einmal anzuschauen. Dabei entwickeln sich neue Sichtweisen auf Vergangenes und sehr Gegenwärtiges – zum Beispiel die unerwartet warme Hand eines Pfarrers.
Durch die von der Schwedin gewählte Ich-Perspektive ist man Vilma sehr nah, kann sich schnell und gerne identifizieren und folgt mit angenehmem Schmunzeln den sehr eigenen Gedankengängen der Hauptfigur. Die Sprache, in der Übersetzung von Kronenberger und Pluschkat, entwickelt einen Lesefluss, der wie eine an die Leserin, den Leser gerichtete direkte Rede wirkt. Vilma wird somit schnell eine Art Freundin. Unterbrochen wird ihre Erzählung immer wieder durch Briefe, welche die etwas schräge Frau immer wieder anstoßen, ihre Sicht auf (ihr) Leben und (anderer) Tod zu verändern.
Im Buchhandel stößt man wahrscheinlich sehr schnell auf den fast mintgrünen Einband, von dessen Cover uns aufmerksam eine Frau direkt anblickt, die Vilma sein könnte. Umgeben von ausgeschnittenen Briefen, Blumen sowie einem Konzertflügel scheint sie einen ausgewählt zu haben, von sich zu erzählen. Und wir gerne man ihr folgt.
Gudrun Skrettings Roman „Vilma erzählt die Liebe rückwärts“ ist ein unterhaltsamer, leichter Roman – mit Wärme und viel Humor.