Beeindruckendes von der Perlenohrringmädchen-Autorin: "VIOLET"!

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Nachdem ich bereits Bücher von Tracy Chevalier - darunter mit großer Begeisterung "Das Mädchen mit dem Perlenohrring" um Jan Vermeer, einen der bedeutendsten Maler des 17. Jahrhunderts - gelesen habe, war es für mich keine sonderliche Überraschung, dass mir "Violet" gefiel. Es spielt im Großbritannien zwischen den beiden Weltkriegen und erinnerte mich ein wenig an den nur wenige Jahre später ebenfalls dort angesiedelten und auch mit geschickt gemischtem realen und fiktiven Personal versehenen Roman von Jennifer Ryan "Der Frauenchor von Chilbury".
Die fiktive Violet Speedwell, eine ledige Enddreißigerin, die sowohl einen Bruder als auch ihren Verlobten im ersten Weltkrieg verlor und nun, da der verbliebene Bruder bereits eine eigene Familie gründete, ihrer nicht leicht zu nehmenden Mutter Gesellschaft leistete, schafft endlich den - vorübergehenden? - Absprung in ein eigenes Leben. Sie schließt Freundschaft mit dem erheblich älteren Glöckner Arthur und sich einer von der authentischen Louisa Pesel gegründeten Stickerinnengruppe an.
Während der Lektüre erfährt man viel über das damalige Gesellschaftsbild (beispielsweise zu Themen wie gleichgeschlechtliche Liebe, ledige Mütter sowie die Rolle der Frau), über verschiedene handarbeitliche Details und über das Läuten von Kirchenglocken. Auch der aufkommende Nationalsozialismus wird thematisiert und ich erfuhr interessante Dinge über die Hakenkreuze.
Der angenehm lesbare und durch interessante Autorenanmerkungen ansprechend abgerundete Roman hat mich sehr berührt und ich konnte Violets Gefühle, als sie sich mit Problemen konfrontiert sieht, die ihr neues Lebenskonzept in Frage stellen, gut nachvollziehen.