berührend und sehr leise

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brauchnix Avatar

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Ich liebe die Hauptdarstellerinnen, die Tracy Chevalier seit vielen Jahren in ihren Büchern immer wieder aufs Neue zum Leben erweckt. Es sind meist Frauen, die mit ihrem Schicksal auf die ein oder andere Weise hadern, die spüren, dass es mehr geben muss, als Hausarbeit und unterwürfige Zufriedenheit. Frauen, die sich früher oder später einen Traum erfüllen, die all ihren Mut zusammennehmen und etwas wagen. Frauen, die im Kleinen über sich hinauswachsen, die eine große Entwicklung durchmachen und die ausbrechen aus einem Alltag, in dem die Männer dominieren und religiöse oder gesellschaftliche Zwänge die Frauen klein halten wollen. Dies als erste Schritte in ein freies selbstbestimmtes und emanzipiertes Leben zu bezeichnen, trifft das Ganze aber nicht ganz, denn den Frauen geht es weniger um Rebellion und Aufbegehren, sondern mehr um den eigenen Seelenfrieden, das kleine bisschen Glück oder einfach sich selbst zu finden.

Genauso eine Frau ist Violet. Sie lebt im England der Dreißiger Jahre. Unterdrückt von der herrschsüchtigen Mutter, durch den Tod des Verlobten im ersten Weltkrieg aus ihrer Lebensplanung geworfen tut sie den ersten Schritt und zieht in eine eigene winzige Wohnung. Nach und nach findet sie durch ein neues Hobby und neue Freunde heraus, was sie wirklich will und ihr Selbstbewustsein wächst.

Das Buch ist ein leises und gemächliches. Es lebt von seiner Heldin, die ihren Weg völlig unaufgeregt und mit innerer Stärke geht. Das einfach Leben der englischen Frauen steht im Zentrum des Geschehens. Im Grunde sind sie auf ihre Art das starke Geschlecht. Und selbst Liebeskummer kann sie nicht endgültig aus der Bahn werden.

Ein typisches Chevalier-Buch. Volle Punktzahl. Es hat mich berührt.