Ein Buch der leisen Tönen

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inge1978 Avatar

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Im England der 30er Jahre gilt Violet mit 38 Jahren als alte Jungfer. Ihr Verlobter ist im 1.Weltkrieg gefallen. Endlich hat sie sich von ihrer dominanten Mutter emanzipert und sich eine Arbeit und eine eigene kleine Wohnung gesucht.
Als sie sich dem Stickkreis rund um Louisa Pesel anschließt findet sie auch soziale Kontakte.

Tracy Chevalier entwirft in ihrem Roman ein gelunges Portrait der 30er Jahre. Violet empfinde ich beim Lesen als sehr realistisch. Sie nimmt ihre Situation an und versucht, das Beste aus ihrem Leben zu machen.

Beim Lesen betrachtet man die handelnden Personen eher distanziert, es kommt keine richtige Nähe auf. Daher ist mir auch kein Protagonist wirklich ans Herz gewachsen.
Gut gefallen hat mir die Beschreibung der Lebenssituationen, der gesellschaftlichen Konventionen,der Nachwirklung des 1. Weltkrieges und den Vorboten des 2.Weltkrieges.

Die Stickgruppe rund um Louisa Pesel, die Kissen für die Kathedrale von Winchester stickt, gab es wirklich. Ich bin weder bewandet in der Stickkunst, noch kann ich mich besonders an schönen Stickerein erfreuen. Von daher waren mir die sehr ausführlichen Beschreibungen der Stickkunst, der Straminstickerei, und der verschiedenen Stiche, dann doch zuviel des Guten.
Auch die Kunst des Glockenläutens nimmt einen großen Teil der Handlung ein. Dieser Handlungsstrang hat mich deutlich mehr interessiert. Wobei ich da auch nicht weiß, wie viel bei mir hängen geblieben ist von den Erklärungen.

Alles in Allem ein gutes Gesellschaftsportrait, eine unaufgeregte Geschichte mit wenig Höhepunkten aber viel Herzblut für Details.