Ein starker, inspirierender Roman

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marialein Avatar

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England, 1932. Violet Speedwell ist es leid, mit ihrer Mutter zusammenzuleben, die nach dem Tod ihres geliebten Mannes noch unleidlicher als früher geworden ist. Da Violets eigener Verlobter Laurence im Krieg gefallen ist, hat sie keinen Mann an ihrer Seite; sie beschließt, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Sie zieht nach Winchester und kommt finanziell gerade so über die Runden. Doch auch wenn sie sich sehr einschränken muss, ist ihr das die Freiheit, die sie dadurch erlangt, allemal wert.

Dann wird sie darauf aufmerksam, dass eine Gruppe von Frauen Kissen und andere Werke für die Kathedrale von Winchester sticken. Violet ist von der Schönheit der Motive und der Idee, etwas Bleibendes zu hinterlassen, so begeistert, dass sie beschließt, ebenfalls an den Sticktreffen teilzunehmen. Dabei lernt sie Gilda Hill kennen und freundet sich mit ihr an. Über sie lernt Violet auch Arthur Knight, den Glöckner, kennen und fühlt sich von Anfang an zu ihm hingezogen.

Auch wenn sie weiterhin viel allein ist und die Sorgen und Bedenken einer Frau der 1930er Jahre erfahren muss, lässt sich Violet nicht unterkriegen und kämpft permanent für ihr selbstbestimmtes Leben. In der Liebe mag sie kein Glück haben, denn sie verliebt sich ausgerechnet in einen älteren verheirateten Mann, doch sie beweist, dass sie auch ohne einen Mann das Leben führen kann, das sie möchte, ohne sich von ihrer Familie oder irgendwelchen Konventionen reinreden zu lassen.

Viele der Sorgen, die Violet sich bei ihren Abenteuern auf eigene Faust macht, sind in der heutigen Zeit nicht mehr relevant. Dennoch kann man nicht umhin, diese starke Frau zu bewundern, die in einer Welt, die trotz - oder gerade wegen - des Frauenüberhangs so stark von Männern dominiert wird, ihren eigenen Weg geht und etwas von sich an die Nachwelt weitergeben will. Dabei ist die Stickerei so viel mehr als ein Zeitvertreib, sie wird für Violet gar zum Mittel der Rebellion gegen Nazis und Krieg.

Ein wundervoller Roman voller Gefühl und Schönheit, in dem es um Selbstbestimmung geht und darum, dass eben manchmal "ein einzelner Faden einen gewaltigen Unterschied" machen kann.