Hommage an die Stickerei

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conny bee Avatar

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Violet hat im Krieg ihren Bruder, aber auch ihren Verlobten verloren und kommt damit nur schwer zurecht. Als ihr Vater zudem stirbt, hält sie es mit ihrer Mutter alleine im großen Haus nicht mehr aus und zieht um.
Sie zieht zwar nicht weit weg, aber steht ab jetzt auf eigenen Füßen und merkt plötzlich, dass das alles gar nicht so leicht ist wie erwartet. Mit 38 und ohne Mann steht sie in der Gesellschaft nicht unbedingt gut da, obwohl der Frauenüberhang nach dem Krieg etwas völlig Normales ist.

Nach einem Besuch in der Kathedrale wird sie auf die Broderinnen aufmerksam und will unbedingt das Handwerk der Stickkunst lernen. Sie schließt sich der Gruppe an und kann beim Sticken endlich mal einfach abschalten, sowie neue Leute kennenlernen. Hier findet sie auch neue Freundinnen, lernt mehr Leute kennen.

Dennoch bleibt Violet als Figur irgendwie blass, sie versucht zu rebellieren, schafft es jedoch nicht ganz oder für mich als Leser nicht mit genug Auswirkungen. Dinge wandeln sich einfach von alleine und ich hätte mir gewünscht, dass Violet da mehr ins Geschehen rückt. Zum Ende passieren auch viele spannende Dinge, die aber ohne weitere Zusammenhänge dann einfach da sind.

Ich konnte mich nach dem Buch nicht richtig entscheiden, ob es wirklich um Violets Emanzipation ging und die damaligen Rollenverhältnisse bzw. Gesellschaftnormen oder ob Tracy Chevalier nicht nur ihr geballtes Wissen über die Stickerei zeigen wollte. Diese wird nämlich sehr ausführlich und mit so viel Liebe beschrieben, dass man sich alles bildlich vorstellen kann und Lust hat selbst mal ein Kniekissen zu beginnen.