Ihr eigener Weg

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kleincaro89 Avatar

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„Violet“ erzählt die Geschichte der Junggesellin Violet Speedwell, der der 1. Weltkrieg sowohl die halbe Familie in Form des Vaters und des ältesten Bruder wie auch den Verlobten und damit jede vernünftige Lebensgrundlage genommen hat. Lange Zeit hat Violet alles über sich ergehen lassen und sich dem Leben gebeugt, dass das Schicksal ihr zugewiesen hat, doch nun hat sie den Entschluss gefasst, unabhängig sein zu wollen ein Leben zu führen, wie sie es möchte. Als bereits tätige Buchhalterin lässt sie sich ins nahegelegene Winchester versetzen und gerät dort durch Zufall in einem Gottestdienst an den Club der Broderinnen, die durch ihre Stickkunst die Kathedrale verschönen und das Leben etwas bunter machen wollen. Allen Vorurteilen zum Trotz wird Violet ein Mitglied des Frauenclubs, schließt Freundschaften, lernt ihr neues Leben zu lieben und wird doch immer wieder von ihrer Vergangenheit verfolgt. Nichtsdestotrotz lässt Violet sich nicht kleinkriegen und findet in Arthur, dem Glöckner, einen Gleichgesinnten.

Das Cover deutet bereits darauf hin, dass wir uns in einem anderen Zeitalter befinden. Wir befinden uns in einem England in den Jahren nach dem Krieg, in denen ein Frauenüberschuss auf Grund der im Krieg gefallenen Männer herrscht. Sehr schön lässt Tracy Chevalier dies zum Ausdruck kommen, in dem sie Violet als ihren Hauptcharakter heraustreten lässt. Doch ebenso wie die Verzweiflung lässt die Autorin den Lebenswillen in dieser Frau aufkeimen und bringt ihr durch Worte und Taten der Protagonistin sehr schon zum Ausdruck. Die hinter allem steckende geschichtliche Recherche wie auch die historischen Aspekte sind sehr schön zu erkennen und auch die Gegebenheiten des damaligen Englands kommen sehr schön zur Geltung.
Die Sprache, der dich die Autorin bedient, ist jedoch keinesfalls historisch und angestaubt. Natürlich erkennt man auch hier die Gegebenheiten wieder, doch sind die Worte und Ziele klar formuliert, ohne Schnörkel klar definiert und leiten den Leser auf eine einfache, ansprechende wie auch kreative Art durch das Buch.
Durch das Buch hinweg hat der Leser Gelegenheit, sich mit Violet auseinanderzusetzen und sich in die hineinzuversetzen. Selbstverständlich kann man ihr Handeln und Denken nicht mit der heutigen Zeit vergleichen, doch für die damaligen Verhältnisse scheint sie eine Vorreiterrolle angenommen zu haben. Sie ist eine selbständige Frau, die weiß, was sie will, die sich nicht beirren oder von ihrem Weg abbringen lässt. Sehr schön gelingt es Chevalier hierbei, den Zwiespalt darzustellen, dem sich wohl jede alleinstehende Junggesellin der damaligen Zeit gegenübersah.
Von dem Buch, der Handlung und dem schriftlichen Teil bin ich sehr überzeugt. Das Buch hat mich empfangen, Violet und ihre Begleiter mich durch den Inhalt geleitet und an manchen Stellen hatte das Buch sogar spannende Passagen. Manches vermisste ich, woraus ich mich eigentlich auf Grund der Inhaltsangabe vorbereitet hatte. Dies beeinflusst mein Gesamturteil jedoch nicht wirklich.

Das Buch ist für meinen Geschmack sehr gut gelungen. Nicht, weil ich solche Geschichten und Bücher mit geschichtlichem und historischen Hintergrund außerordentlich mag und schätze, sondern weil mich die Autorin mit ihrem Können, ihrem Schreibstil und ihrer Art eingebunden hat. Auch wenn die ersten Seiten für mich ein wenig holprig waren und ich etwas brauchte, um mich in der Geschichte wiederzufinden und allem zu folgen, habe ich mich willkommen gefühlt.