Kreis der Broderinnen

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maria-luise Avatar

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Die Autorin Tracy Chevalier, erzählt in ihrem neuen Roman die bewegende Geschichte von Violet, die gegen alle Widerstände ihren Weg geht.

Violet gehört zu den Frauen, denen der Erste Weltkrieg viel genommen hat: den älteren Bruder, den Verlobten und bei einem Frauenüberhang von 2 Mio. auch die Aussicht auf einen Ehemann. Mit ihren 38 Jahren gilt sie bereits als alte Jungfer.

Das alles klingt ziemlich traurig, ist es auch - aber schön geschrieben. Die Autorin versetzt den Leser in die richtige Stimmung des Frühjahrs 1932, hier setzt die Geschichte ein. Bevor der Rückblick beschrieben wird, begleiten wir Violet in die Kathedrale von Winchester. Hier trifft sie auf eine Gruppe von Frauen, die wunderschöne Stickereien für die Kathedrale anfertigen und wird in die Gemeinschaft aufgenommen. Zudem lernt sie den Glöckner Arthur kennen, wird von seiner Passion fürs Glockenläuten angesteckt und fühlt sich auch immer mehr zu dem verheirateten Mann hingezogen. Mehr will ich gar nicht verraten.

Tracy Chevalier erzählt diese Geschichte in leisen Tönen und einem ruhigen angenehmen Schreibstil. Sie verzichtet auf die ganz großen Emotionen und auch in „Liebesdingen“ legen ihre Figuren einen wohltuenden Pragmatismus an den Tag, der mir gut gefallen hat.

Insgesamt ein wirklich schöner Roman, in dem die historischen Details um die Stickereien der Kathedrale von Winchester und Louisa Pesel wunderbar mit der Entwicklung Violets und ihrer Freundinnen verwoben wird. Aus einer Zeit, in der althergebrachte Rollen und gesellschaftliche Strukturen die Frauen noch einengten, aber doch zunehmend in Frage gestellt werden.