Ruhig und dennoch spannend

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lialuna Avatar

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Violet ist 38 Jahre alt und lebte bis vor kurzem noch bei ihrer Mutter. Ihr Verlobter war einer der vielen Männer, die aus dem ersten Weltkrieg nicht nach Hause zurück gekehrt sind. Auch ihr Vater ist nicht mehr am Leben und so war es lange Zeit praktisch zu Hause zu wohnen. Doch Violet will noch einmal anfangen zu leben und nimmt eine Stelle als Schreibkraft im 12 Meilen entfernten Winchester an. Ihr Gehalt reicht nicht einmal für eine warme Mahlzeit jeden Tag. Und noch viel mehr als Essen, fehlt es ihr an Gesellschaft, Freundinnen und Lebensmut. In einer Gruppe von Stickerinnen knüpft sie neue Kontakte. Außerdem ist da noch Arthur, der Glöckner, der ungeahnte Gefühle in ihr weckt.

Der Roman ist ruhig und kommt ohne große Katastrophen aus. Trotzdem plätschert Violets Geschichte keinesfalls einfach nur so am Leser vorbei. Violets Leben ist nicht einfach und ich fand es sehr spannend über ihre kleinen und großen Schwierigkeiten und ihre glücklichen Momente zu lesen.

Tracy Chevaliers Stil gefällt mir außerordentlich gut. Sie schreibt sehr detailverliebt ohne mich dabei zu langweilen. Die Charaktere sind ausnahmslos vielschichtig und interessant. Selbst Violets immer nörgelnde, schlecht gelaunte Mutter oder ihre neugierige Vermieterin sind mir beim Lesen ans Herz gewachsen. Es gibt einige Passagen, in denen Stickechniken und verschiedene Formen des Glockenläutens recht ausführlich erklärt werden. Besonders beim Läuten ging es mir wie Violet: ich habs nicht ganz verstanden, fand es aber dennoch faszinierend.

Auch wenn es erst Januar ist, kann ich jetzt schon sagen, dass "Violet" eines meiner Lesehighlights des Jahres sein wird.