Wunderschön und lesenswert

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rea1887 Avatar

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Violet Speedwell lebt im England der Dreißiger Jahre, als dort Frauenüberschuss herrscht. Viele Männer sind im Ersten Weltkrieg gefallen, auch Violet trauert um ihren Verlobten und um ihren Bruder. Ihre Mutter ist durch den Verlust ihres Sohnes verbittert geworden und dadurch leidet das Verhältnis zu ihrer Tochter. Immer mehr Frauen sind nun auf sich allein gestellt und müssen sich ihren Lebensunterhalt selbst verdienen. Auch Violet hat mit fast 40 Jahren kaum noch Chancen auf einen Ehemann und schlägt sich nun allein durchs Leben. Sie zieht von zu Hause aus und sucht sich eine Stelle als Schreibkraft in Winchester. Durch Zufall trifft sie dort auf eine Frauengruppe, die Sitzkissen für die Kathedrale sticken. Sie ist fasziniert von deren Arbeit und möchte sich diesen Frauen gerne anschließen. In dieser Gemeinschaft fühlt sie sich immer wohler und es fällt ihr dadurch nicht mehr schwer, auf eigenen Füßen zu stehen. Als sie den Glöckner Arthur kennen lernt und er ihr die Kunst des Glockenläutens zeigt, hofft sie sogar auf eine neue Liebe.
Von diesem Buch darf man nicht zu viel erwarten. Eigentlich plätschert es so vor sich hin, ohne große Höhen oder Tiefen. Aber gerade das hat mir hier wunderbar gefallen. Denn ich habe mich an keiner einzigen Stelle gelangweilt. Ich habe mich gut in Violet versetzen können. Wie schwer es ihr gefallen ist, ganz allein ihr Leben führen zu müssen, während die jungen Frauen um sie herum heirateten und Kinder bekamen. Und ich habe auch mit ihr gelitten, wenn ihre Mutter ihren Frust an ihr ausgelassen hat. Aber Violet ist auch durch das alles immer selbstbewusster geworden, wusste, was sie im Leben will und hat dafür auch gekämpft.
Für mich ist das Buch mein erstes Highlight in diesem Jahr. Ich habe es sehr gern gelesen, da es so eine Ruhe ausstrahlt, die gerade zur Winterzeit gut passt. Ich gebe eine klare Leseempfehlung, auch wenn ich weiß, dass anderen Lesern hier sicher etwas die Spannung fehlt.