100 Jahre Leben

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sorko Avatar

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Die Lebensgeschichte von Violeta, von ihr selbst erzählt. Beeindruckende Bilder, ein wunderbarer Schreibstil, ein Stück Geschichte aus den Jahren von 1920 bis 2020. Eine lange Zeit für einen Menschen, und doch nur ein Augenblick im Lauf der Welt. Geboren in einer Pandemie (Spanische Grippe) und gestorben in einer Pandemie (Corona), dazwischen ein ereignisreiches Leben.
Die Verbannung in ihrer Kindheit, der Ausbruch aus den gesellschaftlichen Konventionen, die Leidenschaft einer zerstörerischen Liebe, Familie, Freundschaft, die politischen Umbrüche – Violeta hat einiges zu erzählen. Man darf beim Lesen nicht vergessen, dass die Autorin es aus der Sicht von Violeta erzählt, nicht als neutrale Beobachterin der Ereignisse. Violeta hat sich nicht groß für Politik interessiert, daher geht sie auf die Geschehnisse in Chile damals auch nur rudimentär ein.
Sie wählte sogar rechts, weil sie es aus ihrer Sicht (als Unternehmerin) für richtig hielt. Dass sie damit zur Errichtung der Diktatur beitrug, wurde ihr erst viel später bewusst. Sie hatte einen ausgeprägten Geschäftssinn, im privaten Bereich agierte sie weniger glücklich. Sie erlebte Höhen und Tiefen, und sie konnte dennoch zufrieden sein, dass sie sich auf einige Menschen in ihrem Umfeld bis zum Ende verlassen konnte.
Die Geschichte eines Lebens, wie es passiert sein könnte. Isabel Allende versteht es, den Leser von Anfang an mitzunehmen. Es ist kein Thriller, und trotzdem ist immer eine gewisse Spannung vorhanden, man möchte immer wissen, wie es weiter geht. Das ist die Kunst des Schreibens, und die beherrscht die Autorin perfekt! Ein wunderbares Buch für den Sommer.