Ein eindrucksvolles Leben

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carowbr Avatar

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Violeta erzählt in diesem in Romanform verfassten Brief an ihren Enkel die Geschichte ihres Lebens. In politisch unwägbaren Zeiten geht sie ihren Weg, begleitet von leidenschaftlichen Affären, dem Leben in der Natur, den prägenden Beziehungen zu Familie und Freunden und schließlich dem Kampf für die Rechte der Frauen.

Isabell Allende zeichnet das Bild einer starken Frau, die sich von den privaten und politischen Umbrüchen in ihrem Leben nicht unterkriegen lässt. Dabei ist ihr Charakter nicht statisch, sondern entwickelt sich im Verlauf der Jahrzehnte immer weiter, simultan mit der Geschichte des Landes (Chile). Dieses ist von Unruhen und Klassenunterschieden geprägt, was durch die unterschiedlichen politischen Ansichten der Figuren kommentiert und eingeordnet wird. Auch die untergeordnete Rolle der Frau wird durch Violetas eigensinnige Art immer wieder in Frage gestellt. Es ist jedoch nicht so, dass die Hauptfigur seit jeher eine Kämpferin für das Gute war, gerade in jungen Jahren hinterfragt sie vieles nicht oder fällt in veraltete Muster zurück. Diese Evolution hat mir gut gefallen, weil es bei einer Rückschau auf ein 100-jähriges Leben realistisch wirkte. Der Stil von Allende ist berührend und unterhaltsam, und die Geschichte fesselnd aufgebaut. Gespickt mit Lebensweisheit und Stärke, ist dieses Werk nicht nur für Allende-Fans geeignet, sondern auch für alle Anderen, die starke Frauencharaktere und biographische Erzählungen zu schätzen wissen.