Hundert Jahre Lieben, Leiden, Leben der Violeta spannend erzählt von Erzählmeisterin Isabel Allende

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» »Du bist kein kleines Kind. Verteidige deine Unabhängigkeit, lass nicht zu, dass jemand anders für dich entscheidet. Du musst lernen, alleine klarzukommen. Hast du verstanden?«, sagte sie. Diese Mahnung habe ich nie vergessen.« (S.127)

Als Ich-Erzählerin schreibt Violeta del Valle einen Brief an ihren Enkel Camilo im Jahr 2020 und erzählt ihm darin ihre Lebensgeschichte von ihrerr Geburt 1920 in Chile bis zu ihrem Ableben 2020.

Violeta erzählt von ihrem Aufwachsen in einem Familienclan mit fünf älteren Brüdern, vom tiefen Fall ihres zwielichtigen Vaters, der Flucht aufs Land durch die Frauen der Familie mit ihr als jüngster Tochter und der dortigen glücklichen Kindheit. Sie erzählt von ihrer ruhigen Ehe Anfang ihrer 20er und dem Ausbruch daraus in eine sehr toxische Beziehung mit Piloten Julián, mit dem sie ihre beiden Kinder Juan Martín und Nieves bekommt. Sie erzählt von ihrer finanziellen Unabhängigkeit, die sie sich mit Hilfe ihres Bruders José Antonio erarbeitet hat und ihr Leben lang fortführt. Sie erzählt von all den Familienmitgliedern und Freunden, die zur Familie geworden sind, und wie das Leben sie zeichnet.

In »VIOLETA« werden Familiendramen mit weltpolitischen Geschehen in Chile und Lateinamerika verknüpft und das Epos der Familiengeschichte der del Valles von Violeta erzählt.

In 4 Teilen erzählt Violeta ihre Lebensgeschichte und greift dabei an der ein oder anderen Stelle etwas vor, streut Informationen, die im späteren Verlauf wieder aufgegriffen und fortgeführt werden. Durch diese Erzählform gelingt es der Autorin, Ereignisse aus Sicht der Protagonistin zu erzählen und diese dies gleichzeitig nüchtern und selbstkritisch reflektieren zu lassen. Zudem werden durch diese ‚Mini-Spoiler‘ der Lesesog verstärkt.

Isabel Allende zeigt mit »VIOLETA« erneut ihrer großartige Erzählkunst. Ich persönlich hätte mir eine noch faktenbasierter und tiefgehendere Einbettung der wechselhaften politischen Gegebenheiten (Korruption, Militärdiktatur, Unterdrückung der Indigenen) gewünscht, sowie eine stärkere Einordnung - zumal die Autorin mit ihren Figuren eine perfekte Grundlage dafür geschaffen hat.

Insgesamt ein toller Roman über eine starke Frau von Isabel Allende.

»VIOLETA« von Isabel Allende wurde aus dem Spanischen von Svenja Becker übersetzt.