Toll geschrieben, kurzweilig, etwas belanglos

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
orator Avatar

Von

Isabel Allende kann schreiben. Ihre Charaktere sind markant und dreidimensional. Kombiniert mit dem frischen Setting, entsteht ein Mix, der vor allem anderen realistisch wirkt und auch direkt aus einem Geschichtsbuch stammen könnte. Für das Genre und die Autorin üblich, wird dem Leser ein buntes Sammelsurium aus allen Themen der menschlichen Existenz vorgestellt, es geht um Liebe, Tod, Familie, Sex, Trauer, Gewalt, Krieg, Krankheit, Erwartungen, Geschlechterrollen und den Wandel der Zeit.
Mit diesem Fokus auf Realismus kommt jedoch auch der Nachteil der Geschichte. dem echten Leben nicht unähnlich, plätschert der Plot munter vor sich hin, ohne je wirklich zu begeistern oder zu schockieren. Allende (bzw. die Ich-Erzählerin Violeta) beschreiben schreckliche Dinge genauso nüchtern und effizient, wie großartige Ereignisse und Belanglosigkeiten. Obgleich, ich während des Lesens nie gelangweilt war, fehlte mir zum Schluss ein größerer Sinn des Ganzen, ein Ziel, ein Statement, welches die vielen Einzelschicksale zu einer großen Story zusammenschmiedet.
Speziell Liebhaber des Genres werden auf ihre Kosten kommen, Literaturpreise wird es diesmal jedoch wohl kaum regnen.