Wundervoll!

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Violeta del Valle schreibt Camilo, ihrem geliebten Enkel, einen langen Brief. Schreibt ihm ihre Lebensgeschichte, untermalt von den Ereignissen der Welt. Von der spanischen Grippe mit all ihren Schrecken, der Weltwirtschaftskrise, der Weltkriege und der Militärjunta. Sie ist 1920 zur Welt gekommen, hat ein ganzes Jahrhundert durchlebt, auch sie ist nicht ungeschoren davon gekommen. Wie sollte sie auch! Sie hat viel erlebt, hat geliebt, gelacht, gelitten, war am Boden und ist wieder aufgestanden.

Isabel Allende schreibt von einer selbstbewussten Frau, die immer gekämpft hat. Nicht immer hat sie gewonnen und doch hat sie nie aufgegeben. Sie war ihrer Zeit weit voraus, hat sich das Recht genommen, ihren eigenen Weg zu gehen, der nicht immer bequem war. Und jetzt, als 100jährige, blickt sie zurück, hinterlässt Camilo das Zeugnis einer bewegten Zeit.

In vier sehr intensiven Teilen erzählt Violeta von der Verbannung, wie sie in einer fast menschenleeren Umgebung neu anfangen mussten, die Umstände ließen ihnen keine Wahl. Auch ihre Liebschaften lässt sie nicht aus, sie war und ist bis zuletzt eine leidenschaftliche Frau. Das Private ist ohne das Weltgeschehen nicht denkbar, es sind die Jahre der Militärjunta – Leute verschwinden, tauchen nie wieder auf. Isabel Allende verpackt das Politische geschickt, ohne es direkt zu benennen. Und doch wird in jeder Zeile, mit jedem Wort nur allzu deutlich, was gemeint ist.

Violeta wurde 1920 während der Grippepandemie geboren und ein ganzes Jahrhundert später schlägt die Coronapandemie zu. So schließt sich der Kreis, für Violeta ist alles gut, sie blickt auf ein reiches Leben zurück.

Es ist schon länger her, dass ich Isabel Allendes Romane gelesen habe. Nicht alle, aber doch so einige. Einmal angefangen, war ich von ihrem so intensiven Erzählstil gefangen und musste das nächste Buch lesen. Auch jetzt, nach „Violeta“, verspüre ich den dringenden Wunsch, von der chilenisch-US-amerikanischen Schriftstellerin wieder mehr zu lesen.

Das Porträt einer außergewöhnlichen Frau – schon das Cover vermittelt einen ersten Eindruck von der in jeder Hinsicht leidenschaftlichen „Violeta“. Ein wundervolles Buch, eine ergreifende Lebensgeschichte, es fesselt ab der ersten Seite. Absolut lesenswert!