Ich habe mein Herz an dieses Buch verloren!

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kleine hexe Avatar

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Das Buch hat mich beeindruckt. Ich dachte, in Aspik gekochte Nachtigallenzungen wären nur eine Speise des Mittelalters gewesen. Aber dann sah ich auf Malta die Käfige mit Singvögeln und die Fallen auf den Feldern, sah ich im Fernsehen die Fallen und Netze entlang der afrikanischen Mittelmeerküste und in Italien und sah beim LIDL im TK Regal die Wachtelkeulchen. Und nun die Gascogne, wo der Ortolan als Leckerbissen gilt und das Verspeisen der Ortolan-Brust Teil der französischen Kultur. Merci! Die wenigen Vögel, die auf unseren Giftäckern überleben, werden gefangen und verspeist. Wir Menschen können stolz auf uns sein!
Die Autoren haben ein sehr persönliches und emotionales Sachbuch geschrieben. Manche ihrer Beschreibungen habe ich selber beobachten und bestätigen können, so z.B. die Schlafbäume der grünen Halsbandsittiche vor dem Bahnhof in Heidelberg. Unter diesen beiden Bäumen parkten nur Autos von Touristen. Einheimische suchten sich andere Parkplätze. Zwei andere Schlafbäume, die wir in Heidelberg entdeckten standen im Zoo, da richteten sie keinen”Volkswirtschaftlichen Schaden” an, die liebenswerten munteren Sittiche.
Die einzelnen Kapitel sind diversen heimischer und “eingedeutschten” Vogelarten gewidmet: Ortolan, Spatz, Kranich, Schwalbe, Stieglitz, Nachtigall, Albatross (OK, dieser gehört nicht zum deutschen Kundenstamm), Feldlerche, Grüner Halsbandsittich, Pirol, Amsel, Stockente, Dohle und Meise. Alle Kapitel sind wunderschön bebildert, mit Wissenswertem, aber auch mit emotionalem Wissen über den jeweiligen Vogel reich ausgestattet. Hinzu kommen Tipps und Ratschläge, wie man selber zum Schutz der Vögel in unserem Umfeld beitragen kann. Jedes einzelne Kapitel bereitet großes Lesevergnügen (Minus den Passagen wie Ortolane verspeist werden: Mit einem großen Tuch über dem Kopf. “Der Grund: Die Fettammer [der Ortolan] ist so voller Fett und Armagnac, dass es schlicht kein schöner Anblick ist, seinem Gegenüber dabei zuzusehen. Die kleinen Knochen des Vogels werden dabei mitgegessen” (S. 16). Zynisch behauptet der Sternekoch Jean Cousseau über die Art, den gemästeten Ortolan in Armagnac zu ertränken: “Das ist ein schöner Tod. Es ist doch besser, an einem guten Armagnac zu sterben als an Krebs im Krankenhaus” (S. 16). Das Bild mit dem gerupften Ortolan in der Pfanne hat mich richtig fertig gemacht.
Überhaupt die Bilder in diesem Buch, sie sind so liebevoll und interessant, dass man ihnen richtig verfällt. Köstlich der badende Spatz oder die Nachtigall im Gebüsch oder die Entenküken am Wasser. Wem geht da das Herz nicht auf?
Der vordere und der hintere Innenumschlag des Buches sind mit einem Interview der beiden Autoren und mit Auszügen aus ihrem Podcast mit kurzen Steckbriefen zu drei Vogelarten, die es nicht mehr ins Buch als eigenständige Kapitel geschafft haben. Vielleicht in einem nächsten Band???