Ganz wunderbar anders
Ich wurde vom Verlauf der Geschichte auf positive Art überrascht, denn der Klappentext ließ mich erst in eine andere Richtung denken, die dann aber eine interessante Wendung nahm. «Von hier aus weiter» beginnt mit einem Abschied, vielmehr mit einem ersten Moment auf der Toilette im Restaurant beim Totenmahl, als Marlene das erste Mal nicht an ihren verstorbenen Ehemann denkt. Dreißig Jahre waren sie verheiratet und dann nahm er sich schwerkrank das Leben. Doch Marlene ist vor allem wütend statt traurig und kein trübsinniger Charakter, sondern pragmatisch, aber es umgibt sie ein Schleier der gedrückten Freudlosigkeit, die auch ihrem Umfeld nicht entgeht. Reserviert und einem kontaktarmen Leben angepasst, zieht sie sich wochenlang zurück, während sich ihre Stiefsöhne und die Hausärztin Ida besorgt zeigen. Außerdem versucht ihre ehemals beste Freundin Wally Marlene zu erreichen, obwohl der Kontakt schon lange eingeschlafen ist. Klempner Jack bringt die Wendung. Er ist ein ehemaliger Schüler der pensionierten Lehrerin und zieht überraschend bei Marlene ein, die erst erkennen muss, dass trotz der empfundenen Sinnlosigkeit das Leben wertvoll ist. Marlene ist als Figur anfangs schwer zu durchschauen, was es spannend macht. Ich konnte nicht vorhersagen, wohin das führen wird und war auch Jack skeptisch gegenüber. Erst mit der Zeit offenbart sich, woher die Wut kommt und warum ihr Menschen egal geworden scheinen. Ich mochte die Figuren unglaublich gern. Besonders Jack, der so respektvoll und fürsorglich vorgeht, ohne unaufdringlich zu sein. Sein emphatisches Einwirken wirkt wie ein Zauber. „… und wieder einmal fühlte sich Marlene allein durch den Duft von Jacks Mahlzeiten besänftigt und versöhnt.“ Ich mochte die Figurenentwicklung, den Handlungsverlauf und ganz besonders den übernatürlichen Hauch, der stets schicksalhaft wispert und es einem selbst überlassen bleibt, was man davon hält. Der Humor, der immer mitschwingt, wurde sehr passend eingefügt und fühlt sich stets authentisch an. Manchmal fallen auch ehrliche Sätze, die ganz tief gehen, hart durchschütteln und nach denen man sich Marlene ganz nah fühlt.
Ein schöner Roman mit einem sanften Erzählstil, der von einer lebensmüden Frau erzählt, die ihr Leben nie besonders mochte, von Einsamkeit, Genuss, Freundschaft und Überwindung und dabei nie in Sentimentalitäten verfällt. So wunderbar unromantisch, so unfassbar tröstlich. Ein ganz tolles Buch, das mir im Gedächtnis bleiben wird.
Ein schöner Roman mit einem sanften Erzählstil, der von einer lebensmüden Frau erzählt, die ihr Leben nie besonders mochte, von Einsamkeit, Genuss, Freundschaft und Überwindung und dabei nie in Sentimentalitäten verfällt. So wunderbar unromantisch, so unfassbar tröstlich. Ein ganz tolles Buch, das mir im Gedächtnis bleiben wird.