Enttäuschend, weil weniger humorvoll und unterhaltsam als gedacht

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lunamonique Avatar

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„Von Krösus lernen, wie man den Goldesel melkt“ ist nach „Smörrebröd in Napoli - ein vergnüglicher Streifzug durch Europa“ und „Rampenfieber“ das neueste Werk von Kabarettist und Historiker Sebastian Schnoy.

„In Büchern hat man die Zeit, gründlich zu sein, und so sei gesagt, dass meine Oma durchaus ihren Grundsatz, nicht über Geld zu reden, brach, wenn sie hin und wieder rief: „Ich bin doch nicht Krösus!“ Autor Sebastian Schnoy nimmt die Welt des Geldes aufs Korn und spart nicht mit Weisheiten berühmter und nicht berühmter Menschen. Von der Ökowährung Kaurischnecken bis zur Aktie, so gut wie keine kluge oder dumme Erfindung in Sachen Zahlungsmittel und Anlagen bleibt auf der Strecke.

Den Einblick in die Welt der Armen und Reichen erzählt der Autor in der Ich-Perspektive. Mit seinem Nachbarn Dimitri kommt Humor auf. Zwar hat Dimitri stets wenig Geld zur Verfügung, dafür kann er auf Familie und Freunde zählen. Der Russe fungiert gut als Vorbild, an das Sebastian mit seinem Umfeld und Möglichkeiten nicht heranreicht. Warum setzen nicht alle auf Solidarität? Könnte man das Geld abschaffen und alles auf Tauschhandel zurückfahren? Ein witziger Fall ist die Frau aus dem Fitnessstudio, die jedes Thema sofort mit Geld in Verbindung bringt. Auch die Kapitelüberschriften von „Warum denken die Deutschen öfter ans Geld als an die Liebe?“ bis „Ohne Moos nix los“ sind teils unterhaltsam. „Ich bin weder Globalisierungsgegner noch Wirtschaftsenthusiast. Ich bin kein Kommunist und auch kein FDP-Wähler, weder konservativ noch grün oder Sozi. Aber wahrscheinlich von allem etwas. Das Besondere an meinem Leben als Autor und Künstler ist, dass ich ständig auf Reisen zwischen den gesellschaftlichen Schichten bin.“ Der Anfang des Buches ist vielversprechend. Leider verliert sich der Geschichtsjournalist dann sehr im Historischen, springt von einem Ereignis und Thema zum anderen. Es fällt oft schwer, ihm zu folgen und der Informationsüberfluss ist nicht leicht zu verdauen. So manches Wissen erstaunt. Gedankensprünge und Vergleiche lassen sich nicht immer nachvollziehen. Besonders schade, der Humor bleibt auf der Strecke. Lange Buchstrecken haben wenig Unterhaltungswert. Vieles Erzählte ist schon bekannt. Es fehlen die lustigen Anekdoten vom Anfang. Schmunzler bzw. Lacher lassen sich an einer Hand abzählen. Dafür gibt es hin und wieder Wachrüttelndes. Die Themen sind sehr umfangreich von der GEZ, über die Kirche bis Moskau Inkasso, Kredite und Steuer. Sehr interessant ist, was und wer hinter „The Giving Pledge“ steckt. Die Highlights bleiben rar und lernen, wie Krösus den Goldesel melkt, kann man nicht wirklich. „Wieso gehörte immer wenigen so viel und so vielen so wenig? Und warum ist das noch heute so? Und wird sich das jemals ändern?“ Nicht jede Frage lässt sich beantworten. Manchmal taucht der erhobene Zeigefinger auf. Überbevölkerung, Hungersnot, die Vermüllung der Meere. Michael Braungarts „cradle to cradle“ macht Hoffnung auf eine Lösung für die Menschheit und unseren Planeten. Das Ende wirkt etwas unrund. Der Ausklang mit einer kurzen, präzisen Zusammenfassung ist gelungen.

Eine Reise durch die Zeit. Das Cover verrät in seinen Details, worauf man sich mit diesem Buch einlässt. Der Titel führt ein bisschen in die Irre und verspricht viel Humor. Wer sich einen geschichtlichen Exkurs zum Thema „Geld“ wünscht, dessen Erwartungen werden vielleicht erfüllt. Alle anderen suchen nach den Rosinen und hätten sich mehr Kabarettist als Historiker gewünscht.