Der Wert der Wahrheit

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mkolkmann Avatar

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„Dies ist eine wahre Geschichte. Nichts davon ist wirklich passiert.“ Mit diesen Worten beginnt „Von Schafen und Wölfen“ – und dieses Wort steht stellvertretend für alles, was danach folgt. Achim Zons, langjähriger Journalist bei der Süddeutschen sowie Drehbuchautor, entwirft ein buntes Panorama an der Grenze von Politik und Medien.
Die Story des Buches verfügt über zwei große Bestandteile. In den USA überlegen die Berater des Präsidenten, wie man es schafft, ihn trotz einer Wahlniederlage im Amte zu belassen. Ihre Idee: die Auszählung und Zertifizierung des Wahlergebnisses verhindern. Zugleich erhält die Deutsche Allgemeine Zeitung in Deutschland einen Hinweis darauf, dass der Präsident vor seinem Amtsantritt eine Erbkrankheit verschwiegen haben könnte.
Eine besondere Note liebt auf der Schilderung des Alltags bei einem großen Medienunternehmen, hier bei einer Zeitung. Kann eine Veröffentlichung der erwähnten brisanten Geschichte mithelfen, das Unternehmen finanziell zu retten? Welche Gefahren gehen auf der anderen Seite von einer Veröffentlichung aus? Was wiegt am Ende stärker - Macht oder Moral? Unversehens entwickelt sich das Buch unter der Hand zu einer Geschichte über die ganz großen Themen unserer Gegenwart, die an Schauplätzen wie Washington DC, New York, München, Pullach und an der slowenischen Adriaküste spielt.
Der Stil ist schnörkellos, gut lesbar und treibt die Handlung voran. Als Drehbuchautor weiß Zons, wie er einen Plot entwickeln muss. Und als langjähriger Journalist kennt er das Innenleben einer großen Zeitung aus dem Effeff. Ich muss gestehen, dass dies das erste Buch von Achim Zons für mich war. Aber ich werde mir jetzt alle anderen Bücher von ihm vornehmen…
Zahlreiche Details im Buch erinnern an wahre Begebenheiten, etwa eine Pressekonferenz der Präsidentenberater in einem Four Seasons Hotel, das sich dann als Gärtnerei entpuppt und die von einem Anwalt geleitet wird, dem die künstliche Haarfarbe ins Gesicht läuft (Trump-Anwalt Rudy Giuliani lässt grüßen). Auch das Medien-Imperium Ruppert Maddox aus dem Buch erinnert an ein Äquivalent in der wirklichen Welt (Rupert Murdoch), ebenso ein preisgekrönter Journalist, dessen Reportagen als Fälschungen entlarvt werden. Gemäß des oben erwähnten Mottos rätselt der/die geneigte Leser/in bis zum Schluss, welche Teile der Geschichte Fakt und welche Fiktion sind – auch das macht den Reiz dieses sehr lesenswerten Thrillers aus.