Pathé Frères
Felix Kucher
Von Stufe zu Stufe
Verlag Picus
„Von Stufe zu Stufe“ ist so eine versteckte Schönheit. Mindestens das erste Drittel kommt ziemlich belanglos daher, die Sprache ist schnörkellos und hält sich im Hintergrund. Für uns Bio-Deutsche sind die gelegentlichen österreichischen Sprach-Einsprengsler unterhaltsam. Die Handlung ist in zwei Strängen organisiert und scheint lange ohne gegenseitige Berührung nebeneinander herzulaufen. Wir wissen: zwei Parallelen treffen sich in der Unendlichkeit.
Der historische Strang: Im Wien des ersten Jahrzehnts des 20. Jahrhunderts. Luise Fleck, auch Luise Kolm-Fleck (geb. 1873), führt mit ihrem Mann Anton einen Fotogeschäft. Man fotografiert die ersten Familien der Stadt. Anton verbringt die Sommer als Kurfotograf in Bad Ischl oder Marienbad. Es geht uns gut. Doch da stört etwas die Idylle. Der Kinematograf wurde erfunden und macht jeden Monat technische Fortschritte. Da läuft das Publikum in Scharen – und: wie lange werden denn wohl Fotografien noch begehrt sein?
Es gibt ja schon erste Films (ja, so heißt das) sogar mit Klavierbegleitung oder Geräuschemachern. Und Luise hat den richtigen Riecher. Sie treibt die Herren in ihrem Umfeld vor sich her. Sie ist der Motor des ersten Films, der dann in der Tat auch entsteht und wie heißt? Na klar, „Von Stufe zu Stufe“.
Der gegenwärtige Strang, die 20er Jahre unseres Jahrhunderts: Marco ist Filmwissenschaftler, um die 40, der universitäre Karrierezug ist abgefahren. Er hält sich mit Aushilfs- und Archivjobs über Wasser. Immer auf der Suche nach DEM Thema, DER Publikation, die ihn zurück in die akademische Gemeinde führt.
Es ist die Woche „zwischen den Jahren“ 2021, in der Filmwissenschaftsszene der Universität wird „DIE Synergie“ gesucht. Dazu schmeißt man erst mal den HiWi Marco Knall auf Fall raus. Ansage per SMS: Bitte hole Deine persönlichen Gegenstände bis Silvester aus dem Büro. Zu diesem Zeitpunkt ist Marco schon in einer ganz anderen Welt. Bei einem seiner letzten Streifzüge durch das Archiv hat er einen geheimnisvollen Fund gemacht.
Dieser Fund, gepaart mit der Aufhebung seines Vertrages, machen Marcos Phlegma Beine, respektive Reifen. Aufgrund eines Hinweises auf den Papieren, die er gefunden hat, MACHT ER SICH auf den Weg in die Ukraine.
Mit einem Treck von ukrainischen Frauen, die als Pflegekräfte nach Deutschland und retour pendeln, fährt Marco nach Czernowitz; die Hauptstadt der Oblast Tscherniwzi in der Westukraine und die traditionelle Hauptstadt der Bukowina. Eine Stadt mit einer wahnwitzigen Vergangenheit und einer ebensolchen Gegenwart. In diesem Czernowitz sollen sich laut Hinweis, DIE FILMS, die österreichischen ersten Spielfilme aus dem Atelier von Anton Kolm befinden. Von Zweifeln geplagt macht Marco sich auf eine abenteuerliche Suche: die FILMS müssen immer gut gekühlt aufbewahrt werden. Wie war diese Kühlung nur möglich, über mehr als 100 Jahre? Angst treibt Marco bis weit über seine Grenzen hinaus – nach oben und nach unten.
Im letzten Drittel begegnen sich die literarischen Parallelen dann doch. Denn letztendlich erzählt der Text von starken Frauen, von Luise, die Regisseurin des ersten österreichischen Spielplans und exemplarisch, von Katalina, die als Pflegekraft zwischen Hier und Dort pendelt. Die sich im Dort mit absolut toxisch männlichen Verhaltensweisen auseinandersetzen muss. Wo ist er, der Feminismus?
Von Stufe zu Stufe
Verlag Picus
„Von Stufe zu Stufe“ ist so eine versteckte Schönheit. Mindestens das erste Drittel kommt ziemlich belanglos daher, die Sprache ist schnörkellos und hält sich im Hintergrund. Für uns Bio-Deutsche sind die gelegentlichen österreichischen Sprach-Einsprengsler unterhaltsam. Die Handlung ist in zwei Strängen organisiert und scheint lange ohne gegenseitige Berührung nebeneinander herzulaufen. Wir wissen: zwei Parallelen treffen sich in der Unendlichkeit.
Der historische Strang: Im Wien des ersten Jahrzehnts des 20. Jahrhunderts. Luise Fleck, auch Luise Kolm-Fleck (geb. 1873), führt mit ihrem Mann Anton einen Fotogeschäft. Man fotografiert die ersten Familien der Stadt. Anton verbringt die Sommer als Kurfotograf in Bad Ischl oder Marienbad. Es geht uns gut. Doch da stört etwas die Idylle. Der Kinematograf wurde erfunden und macht jeden Monat technische Fortschritte. Da läuft das Publikum in Scharen – und: wie lange werden denn wohl Fotografien noch begehrt sein?
Es gibt ja schon erste Films (ja, so heißt das) sogar mit Klavierbegleitung oder Geräuschemachern. Und Luise hat den richtigen Riecher. Sie treibt die Herren in ihrem Umfeld vor sich her. Sie ist der Motor des ersten Films, der dann in der Tat auch entsteht und wie heißt? Na klar, „Von Stufe zu Stufe“.
Der gegenwärtige Strang, die 20er Jahre unseres Jahrhunderts: Marco ist Filmwissenschaftler, um die 40, der universitäre Karrierezug ist abgefahren. Er hält sich mit Aushilfs- und Archivjobs über Wasser. Immer auf der Suche nach DEM Thema, DER Publikation, die ihn zurück in die akademische Gemeinde führt.
Es ist die Woche „zwischen den Jahren“ 2021, in der Filmwissenschaftsszene der Universität wird „DIE Synergie“ gesucht. Dazu schmeißt man erst mal den HiWi Marco Knall auf Fall raus. Ansage per SMS: Bitte hole Deine persönlichen Gegenstände bis Silvester aus dem Büro. Zu diesem Zeitpunkt ist Marco schon in einer ganz anderen Welt. Bei einem seiner letzten Streifzüge durch das Archiv hat er einen geheimnisvollen Fund gemacht.
Dieser Fund, gepaart mit der Aufhebung seines Vertrages, machen Marcos Phlegma Beine, respektive Reifen. Aufgrund eines Hinweises auf den Papieren, die er gefunden hat, MACHT ER SICH auf den Weg in die Ukraine.
Mit einem Treck von ukrainischen Frauen, die als Pflegekräfte nach Deutschland und retour pendeln, fährt Marco nach Czernowitz; die Hauptstadt der Oblast Tscherniwzi in der Westukraine und die traditionelle Hauptstadt der Bukowina. Eine Stadt mit einer wahnwitzigen Vergangenheit und einer ebensolchen Gegenwart. In diesem Czernowitz sollen sich laut Hinweis, DIE FILMS, die österreichischen ersten Spielfilme aus dem Atelier von Anton Kolm befinden. Von Zweifeln geplagt macht Marco sich auf eine abenteuerliche Suche: die FILMS müssen immer gut gekühlt aufbewahrt werden. Wie war diese Kühlung nur möglich, über mehr als 100 Jahre? Angst treibt Marco bis weit über seine Grenzen hinaus – nach oben und nach unten.
Im letzten Drittel begegnen sich die literarischen Parallelen dann doch. Denn letztendlich erzählt der Text von starken Frauen, von Luise, die Regisseurin des ersten österreichischen Spielplans und exemplarisch, von Katalina, die als Pflegekraft zwischen Hier und Dort pendelt. Die sich im Dort mit absolut toxisch männlichen Verhaltensweisen auseinandersetzen muss. Wo ist er, der Feminismus?