Dunkle niederländische Gedanken...

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sasto19 Avatar

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Renée Pettersen wird überfallen. Vor ihrer Wohnungstür. Sie hat ihren Angreifer nicht gehört. Doch sie ist Polizistin, kann sich wehren und versucht ihr Möglichstes, den Mann abzuwehren. Doch gegen sein Messer hat sie keine Chance. Er verletzt sie schwer, schneidet ihr Teile ihrer Haare und Kopfhaut ab und ritzt ihr die römische Ziffer I in den Bauch. Nachdem er sie zurück lässt, schafft sie es gerade noch, ihren Kollegen Paul Vegter anzurufen…

Die Ermittlungen beginnen und man versucht verzweifelt, ein Motiv zu finden. Eine zweite Frau wird überfallen, die junge Studentin überlebt die Tortur jedoch nicht und wird ebenfalls mit einem Mal versehen: der römischen Ziffer II! Kommissar Paul Vegter scheint ein Muster zu erkennen: Alle Frauen sind attraktiv, alleinstehend und rothaarig. Doch der Täter nimmt seine Trophäen nicht mit sondern entsorgt sie in der Nähe des Tatortes. Was ist dann der eigentliche Grund der Skalpierungen?

Währenddessen zieht Renee bei Paul ein, und er sieht sich erneut mit einer ungewohnten Situation einer jungen Frau in seiner Wohnung konfrontiert.

Desweiteren lernt man John und seine Frau Vivienne kennen. Johns Geschäfte laufen schlecht, er spielt seiner Frau den liebevollen Ehemann vor und überlegt sich in seinen psychischen Wahnvorstellungen, wie er – selbst mittel- und erfolglos – an das Geld seiner vermögenden Frau kommen kann…   

Mein Fazit:

Der Thriller lebt von zwei parallelen Erzählsträngen. Auf einer Seite die verletzte junge Polizistin Renée und ihr Kollege Paul, der sich nach ihrem Angriff sehr um sie bemüht und kümmert. Leise entwickelt sich hier eine Liebesgeschichte zwischen beiden, mit großen Bedenken aufgrund des Altersunterschieds und dem immer währendem Blick auf die Ermittlungen. Der zweite Strang ist aus Sicht des Täters und seiner Frau  geschrieben. Hier erfährt man so langsam das eigentliche Motiv, warum die Frauen umgebracht werden (sollen) und schaut hinter eine scheinbar liebevolle Vorstadtfassade mit tiefem Abgrund! Und verfolgt als Leser die cleveren Gedankenstränge der Frau, die die dunkle Seite ihres Mannes zunächst nicht wahrhaben will, aber dann geplant versucht, ihn auflaufen zu lassen…  Der Thriller lebt von einer starken Ausdrucksweise, man erfährt viel über die Gedanken und Gefühle der Protagonisten. Dies lässt mir als Leserin intensive Einblicke zu, aber mindert leider auch etwas die Spannung im Lesefluss eines Thrillers, der sehr rasant mit dem Überfall und beschriebenen Kampf beginnt und dann jedoch etwas verhaltener fortgeführt wird. Der Ablauf ist sehr glaubwürdig, das Motiv des Täters fast banal und vorausschaubar, aber aus Sicht der Autorin auch so gewollt und nachvollziehbar. Nur das Ende des Buches kam mir etwas zu plötzlich und sehr konstruiert vor.   

Trotz kleiner Kritikpunkte fühle ich mich jedoch durch die Erstausgabe von Lieneke Dijkzeul sehr gut unterhalten und würde mich über weitere Fälle der niederländischen Autorin freuen. Auch das Cover finde ich als letzten Punkt sehr gelungen, es hat mich als erstes angesprochen! Es ist in der Farbgebung sehr schlicht, nur die roten Haare mit den kleinen Blutstropfen und der Titel spiegeln das Thema hier wieder und machen mich als Leserin neugierig auf einen spannenden Thriller!