Jahrhundertsommer

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fino Avatar

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In einer heißen Sommernacht nach einem misslungenen Date wird für die junge Polizistin Renée Pettersen ein Alptraum wahr: sie wird vor ihrer Haustür überfallen. Sie wehrt sich, und der Kampf geht in der Wohnung weiter. Ihr gelingt es, die Nachbarn auf sich aufmerksam zu machen. Durch deren Klingeln an der Haustür verunsichert, verschwindet der Täter und lässt sie schwerverletzt zurück. Sie kann Hilfe rufen, ihr Kollege Paul Vegter erscheint. Im Krankenhaus gibt es bald Entwarnung: sie wird den Angriff überstehen. Ihre Kollegen Vegter, Talsma und Brink machen sich nun auf die Jagd nach dem Täter und fragen sich, weshalb Renée sein Opfer wurde.

Ein anderer Handlungsstrang handelt von der 37-jährigen Vivienne. Sie ist von Haus aus reich und betreibt eine Galerie, die gerade erfolgreich zu laufen beginnt. Sie ist mit dem jüngeren John verheiratet, der mit einem Partner die Firma "V&V Promotions" betreibt. Sie kann selbst nicht fassen, weshalb er sich für sie entschieden hat, da sie eine Gehbehinderung hat und nicht schlank ist. Doch nach und nach wächst ein schrecklicher Verdacht in ihr. Immer mehr Hinweise scheinen diese Vermutung zu bekräftigen.

Das Buch lässt sich gut und schnell lesen. Der Schreibstil ist angenehm, die Sprache einfach. Es gibt keine komplizierten Schachtelsätze oder umständliche Vergleiche. Man ist sofort mitten im Geschehen. Interessant sind die ständigen Wechsel der Sichtweisen. Überwiegend wird das Buch aus Vegters, Viviennes und der Sicht des Täters erzählt. Dies macht einen besonderen Reiz aus und treibt die Geschichte voran. Auf der anderen Seite verliert das Buch dadurch aber auch an Spannung. Im Gegensatz zu anderen Thrillern ist der Täter nämlich nicht anonym, sondern der Leser weiß sehr schnell, um wen es sich handelt. Trotzdem fand ich den Krimi deshalb nicht langweilig. Ich war auf das (ein bisschen enttäuschende) Motiv und vor allem auf das (letztlich nicht besonders überraschende) Ende gespannt und hatte weiterhin Spaß am Lesen. Positiv fand ich auch, dass das Buch mit weniger Gewaltszenen ausgekommen ist, als ich nach dem Beginn vermutet hatte.

Es gab allerdings auch ein paar Kleinigkeiten, die mich beim Lesen irritiert haben. So fand ich es z.B. ungewohnt, dass Vegter die Kollegen geduzt hat, während diese ihn gesiezt haben. Diese Vorgehensweise wurde zwar im Buch erläutert, hat mich aber trotzdem ein bisschen gestört. Außerdem habe ich mich an einer Stelle gefragt, wieso Renée mit Vornamen plötzlich Mevrouw heißt, bis ich begriffen habe, dass es sich um eine Anredeform handelt. Nicht so überzeugend fand ich auch, dass die schwerverletzte Polizistin ihren Kollegen anruft statt des Notarztes und ihm nicht einmal sagt, was passiert ist. Auf diese Weise geht kostbare Zeit verloren, was in ihrem Zustand fatal hätte werden können. Auch die Liebesgeschichte zwischen Renée und Vegter kam mir irgendwie sehr erzwunden vor. Wie gesagt handelte es sich dabei aber nur um ein paar wenige Details. Insgesamt fand ich den Aufbau und die Story gelungen.

Das Cover passt gut zu dem Inhalt des Buches. Die roten Haare mit den Blutstropfen erregen zwar Aufmerksamkeit, aber ich weiß nicht, ob ich im Geschäft zu diesem Thriller gegriffen hätte, insbesondere da der übrige Farbton eher unauffällig ist. Der Titel passt ebenfalls gut zum Inhalt und weist gleich auf das Genre hin. Kritisieren muss ich aber wieder einmal den Klappentext. Dort wird meiner Meinung nach viel zu viel verraten. So dauert es im Buch sehr lange, bis der Täter wieder zuschlägt und es ein zweites Opfer gibt. Ohne diese Information, die ich leider vorher gelesen hatte, hätte ich mir wahrscheinlich mehr Gedanken darüber gemacht, weshalb Renée das Opfer wurde. So war mir aber schon bekannt, dass es sich wohl um einen Serientäter handelt.

Alles in allem war es eine unterhaltsame und auf gewisse Art auch spannende Lektüre, so dass ich das Buch durchaus weiterempfehlen kann - gerade bei der derzeitigen Wetterlage passt es hervorragend.