Nicht so spannend wie erhofft

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kimvi Avatar

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Die rothaarige Polizistin Renée wird abends bei ihrer Heimkehr hinterrücks überfallen. Obwohl sie sich mit aller Kraft gegen ihren Angreifer wehrt, merkt sie bald, dass sie ihm unterlegen ist. Der Täter geht äußerst entschlossen vor und sticht brutal auf die junge Frau ein. Mit letzter Kraft gelingt es ihr, die Aufmerksamkeit der Nachbarn zu erregen. Das Klingeln an Renées Haustür schlägt den Angreifer in die Flucht. Renée mobilisiert ihre letzten Kräfte und ruft ihren Kollegen Inspecteur Paul Vegter an. Als Vegter in der Wohnung von Renée eintrifft, bietet sich ihm ein grauenvoller Anblick. Renée ist blutüberströmt und dem Tod näher als dem Leben. Im Krankenhaus wird entdeckt, dass die Wunden auf ihrem Bauch die römische Ziffer I. ergeben und dass der Täter versucht hat, sie zu skalpieren. Vegter hat es schon bald mit dem nächsten rothaarigen Opfer zu tun. Eine junge Studentin wird tot aufgefunden. Ihr fehlt die rote Haarpracht und die brutalen Stichwunden ergeben die römische Ziffer II. Vegter ermittelt fieberhaft, denn er hegt den Verdacht, dass der brutale Killer schon bald wieder zuschlagen könnte....


**Meine Meinung**


Der Einstieg in Lieneke Dijkzeuls Thriller ist rasant. Bereits nach den ersten Sätzen kann man sich den spannenden Anfangsszenen kaum noch entziehen. Der brutale Überfall auf die rothaarige Polizistin Renée wird intensiv geschildert. Man hat sofort das Gefühl, dass es sich um einen Kampf auf Leben und Tod handelt. Man fühlt mit der sympathischen Polizistin und hofft, dass sie ihrem Angreifer entkommen kann. Leider kann die aufgebaute Spannung nicht durchgehend gehalten werden. Das mag auch daran liegen, dass die Identität des Killers sehr früh bekannt wird. Eigene Ermittlungen, hinsichtlich des Täters, braucht man also nicht anzustellen.

Die Handlung wird aus verschiedenen Perspektiven betrachtet. Wobei man auch dem Killer über die Schulter schauen  und sich recht bald einen Eindruck von seiner Persönlichkeit machen kann. Er wirkt egoistisch und kaltherzig. Dennoch scheint er ein guter Schauspieler zu sein, der sein Umfeld lange Zeit täuschen kann. Die Protagonisten der Handlung wirken lebendig und keinesfalls hölzern. Man kann sich in sie hineinversetzen und dem Handlungsverlauf mühelos folgen. Obwohl die rasante Hochspannung der Anfangsszene schnell abflacht, bleibt das weitere Geschehen dennoch interessant. Das liegt sicher auch am Schreibstil der Autorin. Es gelingt ihr mühelos die Handlungsorte so zu beschreiben, dass man die entsprechenden Szenen beim Lesen vor Augen hat. Die wechselnden Perspektiven wecken zusätzlich das Interesse am weiteren Geschehen. Der Thriller lässt sich dadurch angenehm und flüssig lesen.

Die polizeilichen Ermittlungen fallen kürzer als erhofft aus. Denn hier gibt es nur leider kurze Einblicke. Im Zentrum der Handlung stehen die Galeristin Vivienne, die ihren Mann zunächst im Verdacht hat, eine Affäre zu haben, der Täter selbst, der Ermittler Paul Vegter und die Polizistin Renée. Die Perspektiven, die sich mit Vivienne und ihrem Verdacht befassen, sind interessant und aufschlußreich. Auch die Kapitel, in denen der Täter seine Sichtweise präsentiert, sind spannend und flüssig zu lesen. Die zwischenmenschliche Beziehung zwischen Vegter und Renée wirkt dagegen gezwungen und nicht besonders fesselnd.

Insgesamt gesehen hat mir der Thriller recht gut gefallen, doch leider hatte ich mir, aufgrund des spannenden Einstiegs, deutlich mehr davon erhofft. Die aufgebaute Spannung lässt leider recht schnell nach und dann plätschert die Handlung, ohne große Höhen und Tiefen, vor sich hin. Das Ende konnte mich leider auch nicht überzeugen und deshalb vergebe ich "nur" drei von fünf Bewertungssternen.