Vor hundert Jahren und einem Sommer

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regenprinz Avatar

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Diese Leseprobe hat mir gut gefallen, auch wenn ich anfangs ein bisschen Mühe hatte, mich an den Erzählstil zu gewöhnen. Der Fokus richtet sich hier zwar oft auf kleine, anschauliche Details, die liebevoll beschrieben werden, aber der Abstand zu den Figuren ist für mein Empfinden recht groß. Kein Wunder, das "große Ganze" soll offenbar auch immer im Blick behalten werden - manchmal gibt es nahtlos kurze Ausblicke in eine ferne Zukunft. Das fand ich schon sehr ungewöhnlich. Auch mit der dialogarmen Erzählweise musste ich mich erst anfreunden.
Aber wenn man sich einmal darauf eingelassen hat, besticht der Roman durch intensive Bilder und einfühlsam gezeichnete Szenen. So retten z.B. allein die unerwarteten, entsetzten Blicke zweier angelnder Jungen Sofie davor, ins Wasser zu gehen. Auch die ersten Eindrücke von Annemie, ihrer Tochter, aus der bald ein kleiner Wildfang wird, fand ich sehr schön geschildert. Und spätestens bei dem Punkt der Handlung, als Sofie sich klammheimlich aus Annemies Leben stiehlt, war ich mittendrin in dieser Geschichte. Da bekam ich fast eine Gänsehaut ...
Ja, ich möchte gerne lesen, wie es weitergeht mit Annemie und Jonathan, der als Ziehkind mit ihr aufwachsen wird (laut Klappentext). Hier wirkt er jedenfalls gleich sympathisch mit seiner hölzernen Schlange, die er ihr zeigt. Und vielleicht erfahre ich auch im Verlauf des Buches, wer nun Annemies tatsächlicher Vater war.