Eine Geschichte über das Leben und die Liebe

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ceciliasophie Avatar

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Inhalt:
Annemie wird als lediges Kind geboren und wächst als Pflegekind im Dorf der Kirschen auf. Als die Eifersucht der Ziehmutter erwacht, verlässt sie das Dorf, lebt kurze Zeit in einem Armenhaus, ehe sie ein wohlhabender Experimenteur bei sich aufnimmt. Ein Jahr später flüchtet Annemie schwanger in den Süden, wo sie auf einer Seidenraupenplantage Arbeit findet. Als sie nach einem neuerlichen Schicksalsschlag in ihre Heimat zurückkehrt, scheint das private Glück zum Greifen nahe. Sie begegnet Jonathan. Die Sehnsucht eines Fabrikanten nach reifen Kirschen im März wird zu ihrer Passion. Denn für jede einzelne reife Kirsche, die ihm vor dem fünfzehnten März geliefert wird, bietet er zwei Goldmünzen. Jonathan und Annemie errichten ein Glashaus, um das Unmögliche möglich zu machen. Der Plan gelingt und lockt bald zahlreiche Nachahmer an, die Annemie und Jonathan noch kurz zuvor verspottet und verhöhnt haben. Doch dann bricht ein großer Krieg aus und lässt den Wunsch nach reifen Kirschen im Winter nur noch lächerlich erscheinen. Für Annemie beginnt erneut eine Zeitvoller Hoffen und Bangen - und ein Warten, ob ihr Mann jemals wieder aus dem Krieg zurückkehren wird. Ein märchenhafter Entwicklungsroman über eine Frau, die versucht, ihre Existenz zu sichern und dennoch ihre Träume nicht aus den Augen verliert. Jürgen-Thomas Ernst legt eine spannende und berührende Geschichte voller Überraschungen und Wendungen vor, der man sich nicht entziehen kann.

Meinung:
"Vor hundert Jahren und einem Sommer" überraschte mich ganz plötzlich. Ich war auf eine dieser schnulzigen Liebesgeschichten eingestellt, musste aber schon im erstem Kapitel diese vorurteilhafte Einstellung ablegen.
Nein, schnulzig ist die Geschichte auf keinen Fall. Sie ist wortgewaltig, poetisch, berührend, erschreckend und einfach schlicht schön.
Annemie, mit ihrer teils kessen und vorlauten Art, fand ich sehr schön dargestellt vom Autor. Sie kann noch so oft hinfallen, aufgestanden ist sie jedes Mal.
Auch der Ziehvater und Jonathan waren wunderbare Charaktere.
Vor allem die Schilderungen der Natur und der unmittelbaren Umgebung haben mir sehr gut gefallen. Der Wortschatz ist wirklich ganz ausgezeichnet und spiegelt wieder, was die deutsche Sprache doch alles erreichen und ausdrücken kann.
Es ist ein Buch, das man nicht in einem Rutsch lesen kann. Man muss sich Zeit nehmen, um es auszukosten. Langweilig ist es deshalb nie, im Gegenteil. Es ist ein Genießer-Buch.
Ich finde es gut, dass das Cover auf die Kirschen im Winter anspielt, hätte mir zu dem Titel und Inhalt jedoch ein etwas andersartiges Coverbild gewünscht. Es erinnert mich leider etwas zu sehr an einem blutigen Krimi, was das Buch ja nun nicht ist.


Das Buch bekommt von mir 4,5 Sterne und eine Leseempfehlung für diejenigen, die sich auf eine Reise durch das Leben und Lieben einfacher Personen begeben wollen, die vielleicht doch gar nicht so einfach und unspektakulär sind.