Kirschen im Winter

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hesi Avatar

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Annemie, ein uneheliches Kind, wächst zunächst behütet mit ihrer Mutter bei ihrer vermeintlichen Großtante auf. Doch dann werden die Zahlungen eingestellt, und Sofie, ihre Mutter, kehrt zurück in ihr Dorf und in die Tuchfabrik. Annemie bringt sie bei Zieheltern im Dorf der Kirschen unter.
So beginnt Annemies Leben mit Jonathan, ihrem Ziehbruder. Und wie ihr Leben miteinander und später ohne einander sich entwickelt, erzählt Jürgen-Thomas Ernst in einer ausgefallenen, eigenwilligen Sprache, die zunächst etwas altertümlich anmutet, aber bald ihren eigenen Reiz entfaltet. Er lässt eine Welt lebendig werden, die es heute nicht mehr gibt, beschreibt Menschen und Lebensweisen, die schon länger der Vergangenheit angehören.
Doch es ist schwierig, die Qualität eines Textes zu beurteilen, der – laut Verlag – unlektoriert und unkorrigiert ist. Zahlreiche grammatikalische Fehler stören den Lesefluss; man liest den Satz ein zweites und drittes Mal, aber man hat nichts falsch verstanden oder überlesen, er ist tatsächlich fehlerhaft. Auch ist manches unglaubwürdig, wie z.B. die mehrtägige Zugfahrt Jonathans, die er ohne einen Schluck Wasser übersteht, um sich dann auf den Weg in sein Heimatdorf zu machen.
Fazit: eigentlich ein schöner und lesenswerter Roman – wenn ein Lektorat die genannten Mängel beseitigt. Wobei die Erfahrung lehrt, dass unlektorierte und unkorrigierte Leseexemplare oft nahezu unverändert in Druck gehen. Daher gibt es nicht mehr als drei Sterne, auch wenn die Geschichte durchaus noch einen vierten verdient hätte.