Schöner kann eine Geschichte nicht geschrieben werden

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Im auslaufenden neunzehnten Jahrhundert sieht sich die Fabrikarbeiterin Sofie mit einer ungewollten Schwangerschaft belastet. Basils Eltern, die fälschlicherweise glauben, ihr Sohn habe das Kind gezeugt, schicken sie zu einer Verwandten. Dort kommt Annemie zur Welt und verbringt gemeinsam mit ihrer Mutter unbeschwerte Kindheitsjahre. Später wird sie zu Zieheltern in das Dorf der Kirschen gebracht, wo sie gemeinsam mit dem Ziehbruder Jonathan aufwächst. Als junges Mädchen macht sie sich auf, ihren eigenen Weg zu suchen, und findet Glück und Unglück oft dicht beieinander.
Von weit her weht Jürgen-Thomas Ernsts Sprache herbei, beinahe märchenhaft, um eine Geschichte zu erzählen, die so unbeschreiblich nahe geht, dass sie mühelos Herz und Seele aufrührt. Den Sätzen wohnt eine Melodie inne, die sich ein Vorlesen herbeizusehnen scheint. Die Genauigkeit der Schilderungen ist in der Lage, gleichermaßen lange Zeiträume zu raffen als auch sekundenkurze zu dehnen auf eine Weise, die unbeirrbar Bilder herstellt. Immer wieder gerät die Natur in den Mittelpunkt, zeigt ihre Veränderungen getreuer auf, als man den eigenen Sinnen zutrauen möchte.
Die Personen, denen wir begegnen, tragen Sorgen und Probleme mit sich. Ihre Schicksale werden von äußeren Einflüssen und Gefahren häufig umgeleitet. Nicht immer beugen sie sich den Zwängen, auch den Zwängen ihrer Zeit, vielmehr verwenden sie Kraft und Mut, um den widrigsten Umständen das Beste abzuringen. Nicht immer gelingt es. Nicht nur Gutes kommt dabei heraus. Bangen muss man mit ihnen und um sie und gerät bald in eine tiefe Verbundenheit hinein.
Die Randfigur des Limonadenverkäufers stellt die Beständigkeit dar, gleichzeitig auch die Hoffnung und das Sehnen. Immer wieder taucht er auf, man mag sich fragen: War er derjenige, der im Bergdorf zwischen Schneewehen und Kirschblüten die Zeit fand, alles Geschehen festzuhalten?
Dieses Buch trägt ein Geheimnis in sich, eine Macht, Träume zu erschaffen. Schöner kann eine Geschichte nicht geschrieben werden.