Vor 100 Jahren und einem Sommer

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sylviemarie Avatar

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Annemie wird, nachdem sie eine kurze Zeitspanne mit ihrer Mutter ausserhalb ihres Heimatortes gelebt hat, zu Pflegeeltern im Dorf der Kirschen gebracht, und wächst nun, gemeinsam mit Jonathan dort auf. Zuerst verlässt Jonathan das Dorf der Kirschen und später auch Annemie. Sie zieht durchs Land, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen und kehrt doch eines Tages wieder zurück und trifft auf Jonathan. Gemeinsam mit ihm geht sie zurück zum Ziehvater, der mittlerweile verwitwet ist und zu Dritt beginnen sie ein neues, angenehmes Leben. Eines Tages kommt ein reicher Kaufmann ins Dorf und verspricht, jedem 2 Goldstücke für jede Kirsche zu zahlen, die vor dem 15. März geerntet wird – ein Ding der Unmöglichkeit. Durch Zufall kommt Jonathan an ein Buch über die Aufzucht von Kirschbäumen in Glashäusern – und er schenkt es Annemie zum Geburtstag. Von Stund an ist Annemie besessen von dem Gedanken, im Winter Kirschen wachsen zu lassen. Die beiden wagen sich an dieses Abenteuer.

Es ist dies ein wunderschöne Geschichte, die natürlich vor einem realen Hintergrund – wie dem Krieg – spielt. Aber eben doch eine Geschichte. Dessen muss man sich immer gewärtig sein und deshalb muss man auch dem Autor ein gewisses Maß an dichterischer Freiheit zugestehen. So ist der Geldsegen grad im richtigen Augenblick zwar vergönnt, aber so wie beschrieben doch recht unwahrscheinlich und die Namensgebung von Annemies und Jonathans Tochter ein wenig albern. Ansonsten zeichnet sich diese Geschichte durch eine ganz eigene Sprache aus, die mich ein wenig an einen Heimatroman erinnert, allerdings ohne all den Kitsch. Die Eigenart zum Beispiel, nur ganz wenige Personen mit Namen zu nennen – Annemie, Jonathan, Sophie und Basil. Alle übrigen sind namenlos und treten nur als der Ziehvater, die Ziehmutter, der Experimenteur oder der Limonadenverkäufer auf. In jedem Fall ungewöhnlich und lesenswert, keine Alltagskost. Hat mir sehr gut gefallen. Ebenso das Cover, das sehr liebevoll gestaltet wurde.