Vor hundert Jahren und einem Sommer – Eine sprachliche Wundertüte

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nicky_g Avatar

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Annemie wird von ihrer Mutter, die unverheiratet ist, zu Pflegeeltern gegeben, die in einem Dorf wohnen, das für seine Kirschen bekannt ist. Zusammen mit Jonathan wächst sie dort auf, bis sie in ein Armenhaus geht. Ihr Leben ist alles andere als einfach, gepflastert von etlichen Schicksalsschlägen. Aber das Dorf der Kirschen bleibt ihr Fixpunkt, ihr Zufluchtsort. Auch Jonathan wird ihr wiederbegegnen. Und gemeinsam machen sie sich daran, ihre Träume zu verwirklichen, das Unmögliche möglich zu machen, auch wenn der Weg voller Steine erscheint, die immer größer und zahlreicher werden.

Die Namen der Protagonisten, nur wenige haben wirklich einen, sind nicht wichtig, einzig die Umgebung und die Handlungen zählen. Diese Beschreibungen sind detailreich und schwelgen in Kleinigkeiten ohne ermüdend zu werden. Leider bleiben dabei die Charaktere etwas auf der Strecke.

Trotzdem leidet man mit Annemie und auch mit Jonathan mit, verfolgt offenen Mundes ihren Lebensweg, wundert sich, schüttelt sich, ärgert sich und verliert sich mit ihr in ihren Träumen und Gefühlen.

Manchmal wirken die Szenen surreal, so dass Parallelen zu einem Märchen nicht abwegig sind. Dies kann man nicht mal eben nebenbei lesen und sollte man auch nicht, da einem ansonsten viele Kleinigkeiten entgehen könnten, was sehr schade wäre. Wenn man sich einmal in diesen Lesestrom begibt, wird man von ihm mitgerissen und in einen Strudel gezogen, der einen nicht mehr loslässt.

Dieser Roman ist mit Vorablorbeeren bedacht worden. Ob er das verdient hat oder nicht, muss jeder für sich selber entscheiden. Der Sprachstil ist nämlich dermaßen speziell, dass eine kontroverse und polarisierende Diskussion unvermeidbar sein wird.