100 JAHRE ZUVOR

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Eine Familiengeschichte über 100 Jahre und die zeigt, dass man auch viele Jahrzehnte später noch das Blut und die Gene seiner Vorfahren in sich trägt. Lena ist eine junge Frau, die eigentlich sehr introvertiert ist sich ein Leben lang irgendwie ausgeschlossen gefühlt hat. Auch bei ihrem jetzigen Studium fühlt sie sich einsam und nicht verstanden. Als ihre 94jährige Großmutter sich nach einer überstandenen Krankheit in ein Altenheim begibt, löst sie mit ihrer Mutter Anja deren Haushalt auf. Die Großmutter Elisabeth lebte fast 90 Jahre in einer wunderschönen Altbauwohnung schon als Kind mit ihrer Mutter und der Tante Clara, die einst in Berlin einen der ersten Hundesalons betrieben hat. Anja und Lena finden dabei alte Fotos und Dokumente und nach und nach erzählt ihnen Elisabeth von dem Leben ihrer Familie. Die Erzählung beginnt in den 20iger Jahren, die Armut, die Arbeitslosigkeit, wie schwer es Clara als Flaschenreinigerin in einer Brauerei hatte. Ihre Freundschaft mit einem Russen, einem Kommunisten, ihre Ehe mit Willy, der der neuen Ideologie im Hitler voll zustimmte. Dann kann sich Elisabeth noch sehr gut an die Invasion der Russen erinnern, die die deutschen Frauen als Freiwild betrachteten. Aber auch im Jahr 2024 ist kein Frieden eingekehrt, der Einmarsch der Hamas und die Rache gegen die Juden findet hier auch Beachtung. Über 500 Seiten tauchen wir in eine Familiengeschichte ein mit einsteils schönen Begebenheiten und Erlebnissen, dann aber wieder wird uns klar vor Augen gestellt, was die Menschen durchmachen mußten, um einigermaßen überleben zu können. Die Autorin hat hier eine reelle Person mit Fiktion vermischt, was ein wunderbares Buch ergibt. Sie schreibt derartig authentisch, dass man meint, stiller Beobachter dieses Romans zu sein. Sie versteht es gekonnt, die Tristesse der einfachen Leute damals in den 20iger und 30iger Jahren des vorigen Jahrhunderts lebensnah dem Leser nahezubringen. Aber auch die Emotionen und die Schmerzen bei der Aufarbeitung des Lebens von Elisabeth kann man gut nachfühlen und dann tauchen wir auch in das Leben von heute bei Anja und ihrer Familie ein. Als wahres Wunderwerk über zehn Jahrzehnte hinweg würde ich diesen grandiosen Roman bezeichnen.