Die Dämmerung wartet

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lesefee0102 Avatar

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Ich muss zugeben, dass ich mir nach dem Klappentext eine ganz andere Geschichte vorgestellt habe, eine etwas leichtere, freue mich aber, dass die Geschichte so ganz anders war. Nicht nur der Überraschungsmoment, sondern auch die Tiefe der Story hat mich gecatched.

Protagonistin dieser Geschichte ist Emery. Auch wenn der Tod ihrer Zwillingsschwester Logan Jahre her ist, spürt sie ihren Verlust jeden Tag, denn ihre Mutter kann den Tod ihres Kindes nicht verkraften und Em hält es bei ihr einfach nicht mehr aus. Daher wagt sie einen Neuanfang bei ihrem Vater und dessen neuer Familie. Als wäre die ganze Situation nicht schwer genug, macht ihr Stiefbruder Kaiden ihr es nicht leicht, dennoch fühlt Em sich irgendwie zu ihm hingezogen. Was Kaiden jedoch nicht weiß, Em leidet ebenfalls unter der chronischen Krankheit die ihrer Schwester schon das Leben gekostet hat.

Ich denke über das schöne Cover muss ich nicht viel sagen, die Farben harmonieren perfekt miteinander und passen zum Titel. Durch den Klappentext hatte ich wie schon bereits erwähnt mir eine etwas abweichende Handlung vorgestellt, jedoch wurde ich in dieser Hinsicht nicht enttäuscht. Die Thematik einer chronischen Krankheit hat mich nicht nur emotional berührt, sondern war auch sehr interessant und aufschlussreich. Als Leser lernt man, dass man niemanden vorverurteilen darf und auch wenn jemand jung und gesund aussieht, heißt das nicht, dass er das auch ist. Man wird durch das Lesen wachgerüttelt in Bezug auf Vorurteile und wie sehr sie die betreffende Person verletzten kann, obwohl diese doch nur die Wahrheit sagt, für die sie nichts kann.

Die Autorin hat die knallharte Realität eingefangen ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen und die Situation zu beschönigen oder ein Ende fernab der Realität, so schlimm sie auch sein mag. Der Schreibstil der Autorin hat mich total in den Bann gezogen. Die Mischung aus Gefühlen und Emotionen gepaart mit ungeschönten Szenen einer Krankheit, hat dafür gesorgt, dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte. Die Seiten sind nur so dahingeflogen und waren voller Spannung, sodass ich einfach weiterlesen musste. Die Charaktere wurden liebevoll von der Autorin gestaltet, sodass sie eine gewisse Tiefe besitzen, die das Buch noch lesenswerter macht.

Insbesondere durch Emery wurde die Geschichte so lebendig. Em musste schon viel im Leben ertragen, den Tod ihrer Schwester, die daraus resultierende Verzweiflung und Distanz ihrer Mutter, der Vater verlässt die Familie und hat eine neue Familie und allen voran leidet auch sie unter Lupus. Zu ihrem Leid nehmen viele Menschen in ihrer Umgebung ihre Krankheit nicht ernst und denken sie übertreibt, denn ein junger Mensch kann ja schließlich nicht so krank sein, doch Em weiß sie täuschen sich alle. Man erkennt als Leser schnell ihre Stärke und ihre kämpferische Seite und ich habe riesigen Respekt vor ihr gehabt, während ich ihre Geschichte verfolgt habe. Es hat nicht viele Seiten gebraucht und ich habe sie in mein Leserherz geschlossen.

Kaiden hat zwar mit der Zeit meine Sympathie gewonnen, jedoch nicht so sehr wie Em. Er ist ein schwieriger Charakter, der sehr verschlossen ist, sodass es eine Zeit dauert bis man ihn als Leser entschlüsseln kann. Während man typischerweise am Anfang sowas wie Verachtung oder Missgunst empfindet, schlagen die Emotionen mit der Zeit auf die positive Seite um, jedoch wurde ich bis zum Schluss nicht ganz warm mit ihm. Ja auch er hat sein Päckchen mit sich zu tragen, aber dieses ist klein im Vergleich zu Emerys und ich finde er sollte sich ein Beispiel an ihr nehmen und mehr Stärke zeigen. Dennoch war es schön, ihn als Buchcharakter kennenlernen zu dürfen.

Während des Lesens habe ich eine emotionale Achterbahnfahrt durchgemacht und sämtliche Gefühle sind in mir hochgekommen. Die Geschichte hat sich so emotional gelesen, dass sogar ich eine Träne nicht zurückhalten konnte, weshalb ich dieses Buch jedem empfehlen kann, der gefühlvolle aber auch unbeschönigte Geschichten liebt.