Emotionale Geschichte, die Umsetzung hat noch Potenzial

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torialin Avatar

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Emerys Schwester litt an Lupus - einer Autoimmunerkrankung. Jahre nach dem Tod ihrer Schwester, zieht Em zu ihrem Vater, zu dem sie seit Jahren kein wirkliches Verhältnis mehr hat. Dort lernt sie ihren Stiefbruder Kaiden kennen, der mit der Zeit Gefühle in ihr weckt. Was er jedoch nicht weiß: Em leidet an derselben Krankheit wie ihre Schwester.

Em ist eine wirklich starke und tapfere Protagonistin, die täglich mit den Auswirkungen ihrer Krankheit zu kämpfen hat. Es ist unheimlich interessant, sie in ihrem Alltag zu begleiten und ihre Sicht auf die Welt zu sehen.
Kaiden hingegen ist ein ambivalenter Charakter. So richtig warm geworden bin ich mit ihm nicht.
Ems Eltern waren für mich auch nicht wirklich greifbar. Natürlich ist es eine schwierige Situation, mit dem Tod der einen Tochter und dem Ausbruch derselben Krankheit der anderen Tochter umzugehen. Allerdings waren beide Elternteile zu sehr auf sich fokussiert und ihre Bedürfnisse, als dass sie für Emery da waren. Letztendlich waren hier aber durchaus Charakterentwicklungen erkennbar.

Abgesehen von einigen Charakteren und der Romanze, die relativ viel Raum einnimmt, konnte mich das Buch überzeugen. Das Buch baute eine gewisse Spannung auf und ich wollte immer wissen, wie es weitergeht und wie Em bestimmte Situationen händelt. Trotz all der Ablehnung von unterschiedlichen Seiten und den Schwierigkeiten eines HighSchool-Alltags blieb Em sich treu und die meiste Zeit selbstbewusst. Außerdem bin ich sehr zufrieden mit dem Ende, dass ich mir in dieser Form gewünscht hatte, da es die Geschichte noch realistischer macht.

Der Schreibstil konnte mich nicht 100%ig überzeugen. Er ist zwar flüssig und leicht lesbar, aber an einigen Stellen konnte ich mich einfach nicht richtig emotional einfühlen.

Meine Kritik äußert sich vor allem gegenüber Kaidens Charakter - Mysogenie, das eigene Aufwerten, indem andere abgewertet werden und sein ständiger Wechsel zwischen Nähe und Distanz, Freundlichkeit und abweisendem Verhalten. Dies besserte sich zwar in der zweiten Hälfte des Buches und man erfuhr auch seine guten Motive und Lasten, die er trug, dennoch rechtfertigt das in meinen Augen sein Verhalten nicht. Hier fand ich es auch schade, dass Em nicht mehr für sich einstand und es ihm „durchgehen“ ließ, obwohl sie es erkannt hatte.