Das hätte so eine schöne Geschichte werden können

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holzfrieden Avatar

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Bartelmay konnte mich mit seinem Buch nicht überzeugen. Die Charaktere bleiben oberflächlich, man erfährt zwar, wie sie agieren, aber niemals, wie sie wirklich ticken. Das wäre aber wichtig gewesen, um einen tiefer gehenden Einblick in ihre Gefühlswelt, ihre Handlungsweisen, die gesellschaftliche Stimmung der 1950er und 60er zu gewinnen. Sie entwickeln sich nicht wirklich weiter, sondern behalten ihre Haltungen bis zum Ende des Buches, obwohl hier über einen Zeitraum von fast 50 Jahren erzählt wird. Das ist unrealistisch! Die Zeitsprünge werden durch die Kapitelüberschriften unterstützt, so dass der Leser durchaus gut geführt wird und jederzeit weiß, wo innerhalb der Handlung er sich befindet. Das kann aber nicht über die schlecht erzählte Geschichte hinweg täuschen. Chic und sein Bruder Buddy, deren Frauen Diane und Lijy - sie haben so viel Potential, werden gut eingeführt, aber das war es dann auch. Bartelmay kommt nicht ran an Yates, Franzen oder Williams, anders als der Klappentext und die Leseprobe es zunächst vermuten lassen. Er hat sich mit dieser Geschichte übernommen.
Zur Handlung: Die Protagonisten leben in einer Kleinstadt in Amerika. Über ihr tägliches Leben erfahren wir wenig. Die Handlung der 50er und 60er erschöpft sich im ständigen Konkurrenzkampf zwischen den Brüdern Chic und Buddy, einem Konkurrenzkampf, in dem es in erster Linie darum geht, ob Chic in Lijy, Buddys Frau, verliebt ist oder nicht, ob sie Buddy betrogen hat oder nicht. Der Handlungsstrang, der sich in den 1990ern fortsetzt, beschäftigt sich vor allem mit denm alternden Chic und seinem Gejammer über die Vergangenheit. Um mehr geht es hier eigentlich nicht,das ist mir für ein gutes Buch deutlich zu wenig.