Eine begrenzte Zeit

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Auf einem Flug nach Sydney passiert etwas Ungewöhnliches; eine alte Frau geht durch die Gänge, bleibt vor jedem der Passagiere stehen und prophezeit ihnen, wann und wie sie sterben werden. Nach der Landung gehen alle ihrer Wege, die Ankündigung aber vergisst niemand. So richtig glaubt keiner an die Voraussagen der Death Lady, bis ein Unglück geschieht und die erste Prophezeiung sich erfüllt.

»Ich lief durch dieses Flugzeug, krächzte meine Prophezeiungen heraus, flatterte mit den Flügeln, und meine Handlungen hatten Folgen, die Folgen hatten, die Folgen hatten. Ich war eine Agentin des Chaos.« (Seite 164)

Der ein oder anderen lesenden Person dürfte die Autorin bekannt sein durch ihre Bücher »Tausend kleine Lügen« und »Neun Fremde« oder die großartigen Verfilmungen hierzu. Das vorliegende Buch fällt ein wenig aus dem Rahmen, allerdings nur auf den ersten Blick. Entgegen der Beschreibung im Klappentext darf man hier weder einen Thriller, noch eine Dystopie oder einen Fantasyroman erwarten, auch Esoterik und Mystik finden keinen Platz in der Geschichte, sieht man einmal von der Tatsache ab, dass die Mutter der Todesdame, wie sie genannt wird, die berühmt-berüchtigte Madame Mae war, die es natürlich im wahren Leben nicht gibt. Oder vielleicht doch? Wer weiß, wer weiß ;)

»Die Konsequenzen meiner Voraussagen waren nicht zwangsläufig negativ. Nachdem meine Identität bekannt geworden war, erhielt ich sowohl »Hassbriefe« als auch herzliche Danksagungen. Was ich von den Danksagungen halten soll, weiß ich offen gesagt nicht.« (Seite 141)

Ich bin sofort im Buch eingetaucht, von der ersten Seite an war ich fasziniert und gefesselt von der Geschichte und dem großartigen Schreibstil. Dabei ging es erst langsam los, die Personen wurden einzeln vorgestellt, und nach anfänglichen Versuchen meinerseits, mir die Namen nebst Voraussagen zu merken, gab ich auf, und glücklicherweise war dies auch nicht wirklich wichtig, denn im Laufe der Erzählung erklärte sich das meiste von selbst. Die Todesdame, die zwischen den Kapiteln als einzige Ich-Erzählerin fungierte, ergänzte die Geschichte, indem sie ihr Leben schilderte und wie es dazu kam, dass sie im Flugzeug saß. Fast fand ich ihre Ausführungen interessanter als den restlichen Teil, aber eben nur fast. Der Weg bis zum Finale war spannend und aufregend, die Auflösung so logisch wie überraschend, aber auch sehr befriedigend für mich. Der feine Humor, durchsetzt mit kleinen bösen Spitzen, ein Markenzeichen der Autorin, machte das Buch rund und fast war ich enttäuscht, als es zu Ende war. Lesenswert!