Raffiniert

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regenprinz Avatar

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Von Anfang an hat mich die Idee begeistert, zwei Handlungsstränge auf so spezielle Weise zu kombinieren, dass eine Figur die Geschichte der jeweils anderen Figur in einem Buch liest. Wolf Haas hat das Ganze zudem derart raffiniert verflochten, dass sich der Roman dennoch wie aus einem Guss liest. Ich empfand die ständigen Wechsel beim Lesen nie als störend, sondern bis zum Ende äußerst geschickt eingebaut.

Darüber hinaus sind auch die Figuren sehr originell: Zum einen Franz Escher mit seinen persönlichen Macken, seiner Besessenheit für Puzzles, einem frustrierenden Versuch als Schriftsteller oder dem Job als Trauerredner und auf der anderen Seite Kronzeuge Elio, der vor der Rache der Mafia geschützt werden muss, und sich deshalb unter falschem Namen und mit operierter Nase eine neue Existenz außerhalb Italiens aufbaut.

Vor allem die Wortspielereien, die sich daraus ergeben, dass Elio Deutsch lernen muss, fand ich großartig und ein echtes Lesevergnügen. Aber auch sonst macht der Roman Spaß, weil viele Details so treffend beobachtet sind, weil die erwähnten Gemälde als Puzzlemotive gut funktionieren und weil oft amüsante Dialoge die Szenen bereichern. Wolf Haas ist mit seiner Formulierungskunst einfach ein großartiger Erzähler! Sogar ein neues Wort habe ich gelernt: Einserschmäh!

Gegen Ende hin wird die Geschichte dann zunehmend rasant und spooky. Mir persönlich hat auch das Ende gut gefallen.

Fazit: Ein genial konstruierter, sehr unterhaltsamer und lesenswerter Roman, für den es von mir eine klare Leseempfehlung gibt!