wird in Erinnerung bleiben

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bobbember Avatar

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Was für ein faszinierender Roman! Wackelkontakt ist eines dieser Bücher, die man nach der letzten Seite nicht einfach zuklappen und vergessen kann – sie bleiben. Und zwar nicht nur wegen der ungewöhnlichen Geschichte, sondern vor allem wegen der Art, wie Wolf Haas sie erzählt.

Im Zentrum stehen eigentlich zwei Männer: Franz Escher, der auf einen Elektriker wartet, weil seine Steckdose einen Wackelkontakt hat. Und Elio Russo, ein ehemaliger Mafia-Kronzeuge, der im Gefängnis sitzt, auf seine Entlassung wartet – und sich davor fürchtet. Beide vertreiben sich die Zeit mit einem Buch. Das Überraschende: Franz liest über Elio. Und Elio liest über Franz. Klingt verwirrend? Ist es auch. Und genau das macht diesen Roman so genial.

Haas verwebt Realität und Fiktion so kunstvoll miteinander, dass man irgendwann nicht mehr weiß, wer wen erfindet – und ob es überhaupt noch einen Unterschied gibt. Es fühlt sich an wie ein literarisches Vexierbild, bei dem sich die Perspektiven ständig verschieben. Und das Ganze ist nicht nur raffiniert konstruiert, sondern auch mit diesem typisch lakonischen Haas-Humor gewürzt, der zwischen den Zeilen blitzt.

Mit einem toten Handwerker, düsteren Familiengeheimnissen und einem herrlich verschachtelten Aufbau zündet Wackelkontakt ein erzählerisches Feuerwerk, das einen schwindeln lässt – aber auf die beste Weise. Ein kluges, verspieltes und tiefgründiges Buch, das einem noch lange im Kopf herumspukt. Absolute Leseempfehlung!