Die eigene Wahrheit

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mianna Avatar

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Die Wahrheit über ihre Ehe zu erzählen, von dem tiefen Einschnitt in ihrem Leben- dafür entscheidet sich Elsa Ahlqvists. Sie findet, nur sie könnte von ihrem Leben erzählen, das würde kein anderer für sie übernehmen. Damit scheint sie schon die erste Wahrheit auszusprechen. Denn die Sichtweise jeder Person scheint wahr zu sein.

Mit ihrer Krebserkrankung, ihrer wenigen Lebenszeit und ihrer Familie um sich, spricht sie aus, was vorher unausgesprochen blieb. Der Betrug an ihr.

 

Elsas Mann Martti, ihre Tochter Eleonoora und die Enkelin Anna werden in sich abwechselnden Kapiteln näher skizziert. Das 22 jährige Kindermädchen Eeva, die phasenweise bei Martti und Eleonoora einzieht, während Elsa auf Reisen ist, kommt in den Kapiteln der anderen Personen zu Wort.

Der Sprachstil in Eeva´s Abschnitten ist dabei besonders interessant. Im Gegensatz zu den anderen Personen, die alle aus gegenwärtiger Sicht erzählen, von ihren Sorgen, dem familiären Zusammenleben u.Ä., wird Eeva´s Sicht durch eine allgegenwärtige, allwissende, vergangene Erzählform zum Ausdruck gebracht. Eeva´s Abwesenheit wird, in diesen mit Jahreszahlen überschriebenen Abschnitten, deutlich.

Zudem sind Eeva´s Abschnitte immer in Kapiteln von der Enkelin Anna zu finden, in deren beiden Leben sich Paralellen finden lassen. So haben sie ähnliche (melancholische, schwermütige) Charakterzüge und auch die Geschichten scheinen sich zu ähneln. Gerade diese Art der Erzählung, in der die Autorin durch ihre Sprache die Vielschichtigkeit der Geschichte klar macht, finde ich ansprechend.

Mit Fortschreiten der Erzählung, geprägt durch die realistische Darstellung des emotionalen Innenlebens der Charaktere, scheint es, als gäbe es nicht nur die eine Wahrheit der betrogenen Ehefrau. Enkelin Anna erkennt die Paralellen zu ihrer eigenen Geschichte und sucht eigenen Ausweg.

Insgesamt lässt sich das Buch leicht lesen. Auffallend sind die vielen Sprachbilder, Metaphern und die berührende Erzählung.

Die Beschreibung der Charaktere gefällt mir besonders gut, eben wegen der Realität und der umfangreichen, sehr ansrechenden Beschreibung.

Die Geschichte zeigt die Vielschichtigkeit im Erleben einzelner Personen, die alle an dem selben Ereignis teilhaben. Dabei von vornherein zu wissen, dass Martti und Elsa auch am Ende ihres Lebens noch zusammen sind ist irgendwie tröstlich und zeigt, die Stärke der einzelnen Personen.

Eine wahrhaftige Geschichte, die von der Wahrheit des Einzelnen erzählt.