Ein Gesamtkunstwerk

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nataliegoodman Avatar

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Die starke und erfolgreiche Elsa wird plötzlich schwach und hilsbedürftig: Vom Krebs gezeichnet beginnt sie eine emotionale Reise in die Vergangenheit ihrer Familie. Die beiden Handlungsebenen - die Gegenwart und die Vergangenheit in den 1960er Jahren - verfließen ineinander. Die Vergangenheit begründet die Gegenwart und treibt so die Geschichte voran. Die Zeitsprünge sind gut in das Buch eingebaut, sodass ich nie das Gefühl hatte, aus der Handlung heraus gerissen zu werden.

Mit viel Einfühlungsvermögen und einem hervorragenden Gespür für die leisen und undramatischen Töne schreibt Riikka Pulkkinen über Elsas Krebs-Erkrankung. Ein sehr sensibles Thema, das die Autorin dem Leser aber mühelos nahe bringt. Ich finde es sehr angenehm, dass sie auf pathetische Schilderungen verzichtet und die Krankheit nicht übertrieben darstellt. Ihre sensible Herangehensweise an das Thema hat für mich eine viel größere emotionale Wirkung. Beeindruckend finde ich auch, wie Elsas Leid mit dem ihrer Tochter und Enkelin verknüpft wird - alle drei haben ihre ganz eigenen Probleme, mit denen sie umgehen müssen. Die Geschichte bekommt so viele Ebenen.

Besonders gut haben mir außerdem Riikka Pulkkinens Sprache und Schreibstil gefallen. Sie verwendet viele ungewöhnliche und unerwartete Metaphern, die dem Buch eine ganz eigene Atmosphäre verleihen.

"Wahr" ist ein extrem vielschichtiger Roman, der beim Lesen sehr berührt und den ich kaum aus der Hand legen konnte - wirklich ein Gesamtkunstwerk!