WAHR oder so war es damals

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Kurze Inhaltszusammenfassung:

Elsa und Martti sind seit über 50 Jahren verheiratet, haben eine Tochter Eleonoora und zwei schon fast erwachsene Enkeltöchter Anna und Maria. Von einem Tag auf den anderen wird das Leben der Familie auf den Kopf gestellt: Elsa erfährt, dass sie an Krebs erkrankt ist und nur noch eine kurze Zeit zu leben hat und diese möchte sie nicht in einem Krankenhaus verbringen, sondern inmitten ihrer Familie. In ihren letzten Wochen erzählt sie ihrer Familie von ihrem Leben und Geheimnisse aus der Vergangenheit vertraut sie ihrer Enkelin Anna an.

 

Meine Meinung zum Buch:

Die Autorin erzählt die traurige Geschichte von Elsa sehr einfühlsam und bringt die Themen Krankheit und Tod und wie sich dadurch die Familienmitglieder verändern auf eine natürliche Weise in die Lebensbiografien ein. Das Thema Tod war nicht so dominant, wie ich es mir erwartet hätte. Im Vordergrund standen die Lebensgeschichten von Martti und Elsa, vor allem ihr Leben in den 1960er Jahren, als Eleonoora erst ein paar Jahre alt war, ihr Vater ein anerkannter Maler und ihre Mutter eine bedeutende Wissenschaftlerin im Bereich der Kinderpsychologie und dadurch häufig auf Reisen war. Elsa vertraut ihre persönlichen Geheimnisse ihrer Enkelin Anna an, da sie in Annas Leben viele Parallelen zu Eeva, dem damaligen Kindermädchen und gleichzeitig unglücklichen Geliebten von Martti, sieht. Anna bekommt aufgrund der Erzählungen ihrer Großmutter auch einen anderen Blick auf ihre Großeltern. Durch den Wechsel der Perspektiven und die Rückblenden ist das Buch noch viel lebhafter geworden. Auch Anna hat trotz ihrer jungen Jahre schon viele Erfahrungen in Bezug auf Liebe, Enttäuschung und Verlust machen müssen, sodass sie für ihr Alter schon sehr reif und ernst wirkt und sich nicht mehr so leichtfertig und offenherzig auf eine neue Beziehung einlassen kann. Interessant zu lesen war auch, wie sich die Beziehungen der Personen untereinander mit der Zeit verändert haben und dass Martti nicht so gerne über die Geschehnisse aus der Vergangenheit spricht, wohingegen es für die Frauen, vor allem für Elsa, ein Bedürfnis ist, alles ausgesprochen zu haben und die lange verschwiegenen Erlebnisse an die nächsten Generationen weitergegeben zu haben. Manche Verhaltensweisen, z.B. bei Eleonoora lassen sich, nachdem man die Geschichte ihrer Kindheit kennt, auch besser nachvollziehen.

 

Titel und Cover:

Der Titel passt sehr gut zum Buch und die Schrift in Blockbuchstaben verleiht dem Titel noch mehr Ausdruckskraft. Das Cover finde ich farblich und optisch sehr ansprechend gestaltet, allerdings vermutet man hinter den knalligen Farben des Covers wahrscheinlich nicht so ein tiefgründiges Buch.

 

Mein Fazit:

„Wahr“ ist ein Buch, das sehr facettenreich und tiefgründig geschrieben ist, sodass man es nach einem gewissen Abstand mehrmals lesen kann und dabei wieder andere Details herausfiltert, andere Perspektiven wahrnimmt und zu einer neuen Erkenntnis kommen kann.