Waidmannstot

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Nun bin ich leider (muss ich wirklich schreiben) schon am Ende dieses Krimis angelangt, gespannt und mit Vergnügen habe ich ihn gelesen! „Waidmannstod“ ist eine Geschichte für Fans von Kriminalromanen, die sich viel mit den Handelnden beschäftigen - und die mit einem lachenden und einem weinenden Auge geschrieben sind.

Die Covergestaltung - diffuse Sonnenstrahlen, die sich quälen, durch das Schwarz des Waldes zu brechen - entfacht eine unheimliche Stimmung und große Neugier auf das, was Einen erwartet. Im Klappentext erfahre ich, dass kurz nach einer Jagd im Sternekorper Forst einer der Jäger tot im Wald gefunden wird. Kommissar Daniel Voss kennt diesen Wald, in dem er schon als Junge Höhlen gebaut und Vögel beobachtet hat. Mit 43 Jahren kehrt Voss in seine Heimat Brandenburg zurück. Der Vater ist gestorben und er will sich um seine kranke Mutter kümmern, die tagsüber von der polnischen Pflegerin Maja betreut wird. Er kann in der Nähe eine Stelle als Leiter der Mordkommisssion antreten. In seinem Elternhaus, unterm Depeche Mode-Poster in seinem ehemaligen Kinderzimmer, erhält er per Anruf Bescheid vom Toten im Wald. Dieser war Eigentümer von Teilen des Waldes und hatte viele Feinde - Windkraftgegner, Naturschützer, inzwischen sogar den besten Freund ...

Was mir gleich zu Beginn des Lesens auffällt: der Autor schreibt im Präsens, nicht in der Vergangenheit. Damit erzeugt er beim Lesenden das Gefühl, mittendrin zu sein. Hier wird nicht im Nachhinein erzählt, hier wird erlebt. Die Stimmung einer Treibjagd wird realistisch wiedergegeben. Vom Aufruhr im Wald ist die Rede, es werden die waidmännischen Zeremonien an den erlegten Tieren beschrieben. Und genauso wie die toten Tiere wurde auch der ermordete Harro Probst hindrapiert: auf der rechten Seite liegend mit angewinkelten Beinen und ausgestreckten Armen, die Schusswunde mit Tannenzweigen bedeckt, ebenso ein Tannenzweig im Mund. Die Distanz zur Jagd als solches bzw. sogar Voss´ Ablehnung dagegen wird mehr als deutlich.
Daniel Voss wird als großer Junge von nebenan vorgestellt, mit seinen Vorzügen und Fehlern, mit seinen widersprüchlichen Gefühlen, wieder in seiner Heimat zu sein. Er findet sich selbst zu schlank, weil ihm das vom Vater früher so eingeredet wurde. Ich muss über seine Worte oft schmunzeln, allzu menschlich sind sie. Die Dialoge mit der Pflegerin Maja sind köstlich!

Voss und seine Mitarbeiter jagen einen Mörder, der allem Anschein nach ein Windkraftgegner ist. Mit dem Entdecken einer zweiten Leiche wird jedoch alles anders. Die Spuren im Wald sind auch völlig untypisch, sie verlieren sogar sich zum Teil. Und die schlussendliche Wahrheit ist grausam, Voss fühlt mit dem Mörder, so wie ich. Die Story ist schlüssig, könnte wirklich direkt aus dem Leben gegriffen sein. Das Ende erklärt Vieles, was bis dahin unklar oder nebulös erschien. Ich konnte die Handlung problemlos nachvollziehen, was ich von einigen meiner zuletzt gekauften Bücher nicht behaupten kann - oftmals wird gerade für Krimis eine abstruse Geschichte aufgebaut, das ist hier definitiv nicht der Fall.

Dieses Krimidebüt von Maxim Leo ist wirklicher Lesegenuss, unbedingt empfehlenswert. Es bleibt der Wunsch nach Fortsetzung dieser Krimireihe, der Kommissar und seine Heimat sind mir sympathisch - und logischerweise will ich ja auch wissen, wie die Geschichte mit ihm und Maja weitergeht ...