Ein fast ungeklärter Fall

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boris g. Avatar

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Eine SMS von Fran, dass sie später kommt, danach kein Lebenszeichen mehr von ihr. Ihre Mutter, ihr Ex-Freund, mit dem sie eine Wohnung teilt, und ihre aktuelle Liebe Marcus sind ratlos. Miriam Beckett, Detective Sergeant der Sussex Police Force, selbst nach dem Tod ihrer Mutter in einem familiären Ausnahmezustand, ermittelt in diesem Fall. Die junge Frau scheint spurlos verschwunden zu sein.
So vielversprechend der Beginn ist, so wenig befriedigend geht der Plot weiter. Aber der Mitte wird die Geschichte offen geführt, wir wissen, wer der Entführer ist. Ende des zweiten Teils werden wir Zeuge, wie die Entführte umgebracht wird. Und es sind nicht die Ermittler rund um Miriam, die den Fall aufklären, sondern ein pensionierter Lehrer, der einen Algorithmus entwickelt, mit dem er dank der Handyeinlockungen ein Muster erkennen kann, wo der Täter sich bewegt haben muss.
Obwohl also der Krimi etwas gegen den Strich gebürstet ist und doch mit Überraschungen aufwartet, bleibt die Sache am Ende doch unbefriedigend.
Wenn der Krimi offen geführt wird, dann will man mit den Ermittlern miträtseln und genießen, dass man ihnen einen Schritt voraus ist, wie es bei Columbo der Fall ist.
Hier aber tappt Miriam, die Ermittlerin, im Dunkeln und ist verzweifelt. Und dass am Ende beinahe der Falsche erwischt wird, klingt auch eher unglaubwürdig und einfach nach schlechter Polizeiarbeit.
Die Figuren sind etwas diffus, sowohl das Opfer Fran, die wir ja doch eine ganze Weile durch ihren Leidensweg begleiten und von der wir eigentlich nie wissen, ob sie nun ein gottesfürchtiges unschuldiges Wesen ist (das impliziert ihre ständige Beterei am Ende) oder aber eine wilde Partymaus, die im Internet gern anonyme One night stands angebahnt hat.
Auch Miriam kommen wir in all der Zeit nicht sehr nahe, bei Marcus fehlt völlig das Verständnis, was ihn denn getrieben hat. Die einfachste Erklärung ist ja immer die, dass der Mörder ein wahnsinniger Psychopath ist, aber ein bisschen Belletristik-Psychologie, um zu erläutern, was in ihm vorgeht, hätte uns die Figur nähergebracht.
Schade.
Der Titel ist irreführend: Weder sind es Tote, es gibt ja nur eine, noch spielt der Wald eine besondere Rolle. Hier kam einfach Wirkung vor Logik. Ärgerlich.
Dennoch: Der Schreibstil ist gut, das Cover ist passend.