Entführungsfall in Brighton

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marionhh Avatar

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Fran Lovey, 21jährige Lernschwester aus Brighton, wird entführt und schließlich ermordet – ein Fall, der erst hohe Wellen schlägt, als sie tot aufgefunden wird. Alle glauben an eine Ausreißer-Geschichte, bis auf Polizistin Miriam Beckett, doch ihr alleine sind auch die Hände gebunden. Sie recherchiert fieberhaft und gelangt schließlich mit der unglaublichen Methode ihres Nachbarn, eines ehemaligen Mathematik-Lehrers, auf die Spur des Täters....

Durchaus spannender, allerdings nicht allzu spektakulärer Krimi, gut geschrieben und sicherlich gut für einige Stunden gute Unterhaltung. Leider weiß man schon recht früh, was Sache ist, und da auch die Geschichte die wahren Hintergründe schnell offenbart, ist weniger die Suche nach dem Mörder/Täter das Spannende, sondern das Katz und Maus Spiel und die schauspielerische Leistung des Täters. Die Geschichte lebt hauptsächlich von dem Mitleben mit dem Opfer und dem Verfolgen der Ermittlungen, und der Leser hofft immer, dass das Opfer sich eventuell befreien kann. Das Ende ist einerseits schockierend, andererseits befriedigend, da der Täter bekommt, was er verdient. Sowohl das Opfer als auch die Ermittlerin haben die Sympathie der Leser, beide plagen sich mit familiären Problemen herum. Die familiären Hintergründe bleiben jedoch oberflächlich. Ermittlerin Miriam muss nach dem Tod ihrer Mutter deren Haushalt auslösen und weiß eigentlich gar nichts über ihr Leben, Fran, das Opfer, das aus ihrem behütetem Elternhaus ausbricht, hatte eine reges Sexualleben, von dem ihre Familie nichts wusste. Beides wird zwar angerissen, aber die nicht weiter ausgebaut, und Frans Vergangenheit spielt auch keine große Rolle bei der Aufklärung des Falles. Der Leser weiß mehr als die Protagonisten, und das hebt nicht unbedingt die Spannung. Der Fall selbst ist auch schnell gelöst, man hadert nur mit dem Polizeiapparat, der Miriam ständig Steine in den Weg legt.

Der interessanteste Charakter ist der Nachbar, zunächst unscheinbar, dann aber liefert er der Schlüssel zur Lösung. Aber auch er taucht erst am Schluss wieder auf, als eigentlich schon alles vorbei ist, dazwischen passiert nicht viel. Das erkennt man auch daran, dass das Buch in einer Zeitspanne von Juni bis Oktober spielt, wobei die eine Woche im Juni spannend ist, also die Zeit der Entführung, und auch der Schluss, der Teil dazwischen aber übersprungen wird. Formal wird das Ganze in drei Teile untergliedert mit fortlaufenden Kapiteln sowie einem Pro- und Epilog, der Lesefluss ist ordentlich, man bleibt am Ball und will wissen, wie es weitergeht. Das Buch und die Story bietet sicherlich gute Unterhaltung, bleibt aber nicht haften. Wer einen richtig guten Psychothriller lesen will, sollte sich an Fitzek, Adler-Olsen, Slaughter und nicht zuletzt Elizabeth George oder den aktuellen Sandrone Dazuierei halten, die atemlose Spannung von der ersten bis zur letzten Seite versprechen.